Wulff und von der Leyen lächeln die Krise weg
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und Niedersachsens Landeschef Christian Wulff (beide CDU) kämpften offenbar "mit harten Bandagen" um die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler. Nach außen zeigen sie das nicht.
04.06.2010
Von Monika Wendel

Von einer solch innigen Umarmung schien selbst Christian Wulff ein wenig überrascht. Nach dem Tauziehen um die Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten traf er am Freitagnachmittag zum ersten Mal mit Bundesarbeitsministerin Ursula von Leyen (beide CDU) zusammen. Sie war zwei Tage lang als Favoritin für die Nachfolge von Horst Köhler gehandelt worden. Dann aber zog Niedersachsens Ministerpräsident Wulff - ihr früherer Entdecker und Förderer - an ihr vorbei.

Beinahe überschwänglich herzten sich die beiden - es sollte ein Signal des Schulterschlusses sein. Von der Leyen nutzte die Sitzung des CDU-Landesvorstandes am Freitagnachmittag für einen großen Auftritt und posierte, dicht an der Seite Wulffs, lächelnd vor den vielen Kameras. Von schlechter Stimmung wollten beide nichts wissen. Ob sie denn enttäuscht sei? "Es waren bewegte Zeiten, und wir haben beide Erfahrungen gemacht, aber jetzt ist es wirklich gut", antwortete die 51-Jährige, die schon den Titel "Mutter der Nation" trug. Aus Koalitionskreisen in Niedersachsen hieß es: "Es wurde mit harten Bandagen gekämpft."

Hintergründe bleiben verborgen

Über die wahren Gründe für den Schwenk von der Bundesministerin von der Leyen zu Wulff wurde viel spekuliert. Es hieß, Wulff habe von sich aus auf das höchste Staatsamt geschielt. Als langjähriger Regierungschef mit großer Hausmacht in der Union habe er dann auch das erste Zugriffsrecht gehabt. Gegen von der Leyen, der jetzt schon die Rolle der Kronprinzessin von Kanzlerin Angela Merkel zugeschrieben wird, soll es Widerstände in der Partei gegeben haben. Bescheiden sagte von der Leyen nach dem Rennen um die Präsidentschaft, es sei "eine gute Lösung für Deutschland gefunden worden". Das sei das Entscheidende.

Auch Wulff, der am 30. Juni zum Bundespräsidenten gewählt werden soll, blieb zurückhaltend. "Ich bin auch ein bisschen nervös, das Ganze muss ja auch erstmal entschieden werden von 1.244 Wahlfrauen und Wahlmännern. Bis dahin wird man noch manchen überzeugen müssen." Für den Oppositionskandidaten Joachim Gauck hatte Wulff - schon ganz der Staatsmann - nur wohlwollende Wort übrig. Wahlkampf soll es in den ohnehin turbulenten Wochen bis zur Präsidentenwahl nicht geben. Gauck sei eine ganz eindrucksvolle Persönlichkeit, sagte Wulff. "Ich schätze ihn sehr. Ich hoffe, ihn bald zu sehen, und dass wir eine Tasse Kaffee trinken und uns unterhalten."

McAllister soll Ministerpräsident werden

Der neue starke Mann für Niedersachsen, der künftige Ministerpräsident David McAllister, rückte dabei ein wenig in den Schatten. Dabei war der 39 Jahre alte Chef von Fraktion und Landespartei, der Anfang Juni als Nachfolger Wulffs gewählt werden soll, am Freitag in Plauderstimmung. Während Wulff zur Zukunft seiner Familie im Schloss Bellevue noch schwieg, ist bei McAllister schon klar: Die Familie bleibt bodenständig und wird auch weiter in der Nähe von Cuxhaven nahe der Küste wohnen.

dpa