Wortanteil bei Radio Paradiso 2009 deutlich erhöht
Der christliche Sender Radio Paradiso, der von Lizenzverlust bedroht ist, hat seinen Wortanteil im Jahr 2009 deutlich erhöht. Die Aufsichtsbehörde spricht von positiven Veränderungen.

Bei dem in Berlin ansässigen Kanal habe sich "einiges zum Positiven verändert", heißt es in einer im Internet veröffentlichten Studie der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Die Studie untersucht lokale Radioprogramme in Brandenburg und nimmt dabei auch den Ableger Radio Paradiso Brandenburg unter die Lupe. Dieser weise einen Wortanteil von 131 Minuten pro Tag auf (12,8 Prozent), was sich aufgrund der Programmstruktur in etwa auf Radio Paradiso in Berlin übertragen lasse. Die Geschäftsführung des Senders begrüßte am Freitag die Studie.

Von den sechs untersuchten Programmen liege Radio Paradiso Brandenburg damit zwar an vorletzter Stelle, heißt es in der Studie. Im Vergleich zu dem Wortanteil von 7,1 Prozent, der 2008 in Berlin gemessen wurde, habe sich der Wert allerdings fast verdoppelt. Die Analyse zur Berliner Radiolandschaft 2008 hatte Radio Paradiso einen erheblichen "Substanzverlust" bescheinigt. Das christliche Profil des Senders gehe verloren, hieß es damals.

Oldiestar Radio soll Frequenz übernehmen

Im Mai 2010 entschied der Medienrat der MABB, die Lizenz von Radio Paradiso auf den UKW-Hörfunkfrequenzen in Berlin und Brandenburg nicht zu verlängern. Ende November soll das Programm Oldiestar Radio die Frequenzen übernehmen. Die Neuausschreibung war nötig geworden, weil die Lizenz des 1997 gestarteten christlichen Senders bereits einmal verlängert worden war. Die genaue Begründung für die Entscheidung soll nach der nächsten Sitzung des Medienrats am 22. Juni in einem schriftlichen Bescheid mitgeteilt werden. Radio Paradiso kündigte bereits rechtliche Schritte an.

Ein weiteres Ergebnis der neuen MABB-Studie ist, dass Radio Paradiso Brandenburg "erstaunlicherweise" keine lokalen oder regionalen Nachrichten sende. Auch die Selbstdarstellung als deutsch-polnisches Radioprogramm müsse infrage gestellt werden.

Fehlende Lokalnachrichten waren Ausnahme

Der Geschäftsführer von Radio Paradiso, Matthias Gülzow, sagte: "Ich freue mich, dass die Studie zeigt, dass unser Berliner Programm deutlich besser ist als im Jahr 2008." Bei der Untersuchungswoche im November 2009, die für die Studie ausgewählt wurde, habe man allerdings "Pech gehabt". Durch eine unglückliche Mischung aus Krankheitsfällen und Fortbildungsmaßnahmen habe es in dieser Woche keine lokalen Nachrichten gegeben. Im Online-Archiv von Radio Paradiso Brandenburg lasse sich aber nachlesen, dass dies eine Ausnahme gewesen sei.

Wegen der ausgewählten Untersuchungswoche sei die Hälfte der eigenproduzierten Wort-Sendungen in der Studie gar nicht erfasst worden, so Gülzow. Es sei bedauerlich, dass der Autor der Studie nicht beim Sender nachgefragt habe. Die Aussage, das deutsch-polnische Sendekonzept sei nicht überzeugend, bezeichnete der Geschäftsführer als "sehr subjektive Bewertung". Radio Paradiso Brandenburg erhalte "sehr gute Rückmeldungen" der Hörer.

Kritik aus der Kirche

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte die Verweigerung der Lizenzverlängerung im Mai scharf kritisiert. In einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel" forderte kürzlich auch der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Volker Kauder, der Sender müsse die Frequenzen behalten. Es wäre "ein schlechtes Signal, einem christlich orientierten Sender keinen Platz mehr zu geben", so Kauder.

Hauptgesellschafter von Radio Paradiso sind die Evangelische Darlehnsgenossenschaft und das Berliner Immanuel-Krankenhaus. Die EKD Media, die ebenfalls Anteile hält, gehört zu 60 Prozent der EKD und zu 40 Prozent dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). Das GEP trägt unter anderem evangelisch.de.

epd