Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ist der Personalvorschlag der schwarz- gelben Koalition für das Amt des Bundespräsidenten.
Bis Donnerstagmittag galt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen praktisch als gesetzt. Doch plötzlich war sie im Kandidatenwettlauf um die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler zurückgefallen.
Mann der sanften Töne
Mit seinem Politikstil dürfte Christian Wulff gut ins Schloss Bellevue passen: Knallhart zu polarisieren ist seine Sache nicht. Der 50-Jährige gilt eher als ein Mann der sanften Töne. Im Landtagswahlkampf 2008 verteidigte er mit diesem moderaten Stil die Macht in Niedersachsen - die Opposition kritisierte: "Beliebt durch Beliebigkeit."
Wulff ist seit 2003 Ministerpräsident. Der Jurist aus Osnabrück hatte einen langen Atem bewiesen, schaffte er doch erst im dritten Anlauf - nach zwei bitteren Niederlagen gegen den späteren Kanzler Gerhard Schröder (SPD) - den Sieg in seinem Heimatland.
Der CDU-Bundesvize gilt nach dem angekündigten Rückzug von Roland Koch aus Hessen und der Wahlschlappe von Jürgen Rüttgers aus Nordrhein-Westfalen als letzter verbliebener innerparteilicher Konkurrent von Kanzlerin Angela Merkel. Für Aufsehen hatte er vor zwei Jahren allerdings mit seiner Aussage gesorgt, für das Kanzleramt fehle ihm der «unbedingte Wille zur Macht und die Bereitschaft, dem alles unterzuordnen».
Zweiter Katholik im höchsten Staatsamt
Wulff wäre nach Heinrich Lübke erst der zweite Katholik als Bundespräsident seit 1949. Und der erste mit einer solch jungen Familie: Er hat mit seiner zweiten Ehefrau Bettina einen zweijährigen Sohn. Aus seiner ersten Ehe hat Wulff eine Tochter im Teenager-Alter.
Als "verheerendes Schauspiel" bezeichnete die SPD die internen Kämpfe in der Union über den nächsten Bundespräsidenten. Es sei "einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik", wie das höchste Staatsamt derzeit aus rein parteipolitischem Kalkül beschädigt werde, sagte Parteichef Sigmar Gabriel.
SPD und Grüne wollen Gauck ins Rennen schicken
SPD und Grüne wollen nun den Theologen und ersten Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde, Joachim Gauck, als Kandidaten für die Bundespräsidentwahl ins Rennen schicken. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte, Gauck sei kein Gegenkandidat zu Wulff, sondern stehe als unabhängiger Kandidat für ein anderes Konzept. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei nicht auf den Vorschlag eingegangen, gerade in Zeiten großer Verunsicherung einen überparteilichen Kandidaten zu nominieren. Gauck sei ein Freiheitsdenker und großer Demokrat.
Gauck sagte, in der gegenwärtigen Krise komme es darauf an, die Menschen zu ermutigen. Mit Angst könne man Aufmerksamkeit erringen, aber keine Zukunft. Er wolle dazu beitragen "die bittere Distanz zwischen Regierenden und Regierten zu überwinden", erklärte Gauck und die Menschen zur Freiheit ermutigen. Der Staat seien nicht nur die Politiker und die Amtsinhaber, sondern vor allem die Bürger, die ihn in Verantwortung gestalteten.
dpa/epd