Kirchen verurteilen israelische Militäraktion
In der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland stößt die israelische Militäraktion gegen einen Schiffskonvoi mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen auf scharfe Kritik.

"Es ist mit dem Recht auf Selbstverteidigung nicht zu rechtfertigen, wenn ein Schiffskonvoi mit Hilfsgütern in internationalen Gewässern angegriffen wird", sagte der westfälische Präses Alfred Buß am Dienstag in Bielefeld. Der Präsident des deutschen Zweigs der katholischen Friedensorganisation "pax christi", der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, sprach von einer menschlichen Tragödie.

Auch wenn die Schiffe zu demonstrativen Zwecken genutzt worden seien und die israelische Blockade hätten brechen sollen, rechtfertige das keinen offenen Bruch des internationalen Rechts, unterstrich Buß. Der evangelische Theologe äußerte sich bestürzt über die Opfer. Aus der leidvollen Geschichte der Juden, gerade in Deutschland, sei es zwar verständlich, dass Israel sich gegen alle Kräfte wehre, die sein Existenzrecht infrage stellten. Dabei dürfe Israel jedoch nicht Menschenrechte anderer verletzen. Der Präses rief auch zum Gebet für die Menschen in Israel und in den palästinensischen Gebieten auf.

Bis zu 19 Tote

Bei dem Einsatz gegen sechs Schiffe in internationalen Gewässern am Montag wurden "pax christi" zufolge bis zu 19 Aktivisten getötet und zahlreiche Menschen verletzt. Israel hatte von neun getöteten Aktivisten gesprochen. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Militäreinsatz und kritisierte einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt. Der Vorgang müsse schonungslos und unter Beteiligung internationaler Beobachter untersucht werden, verlangte der Algermissen. Dabei müssten die Verantwortlichen für den Einsatz und die Todesschüsse zur Rechenschaft gezogen werden. Die Schiffe müssten unverzüglich herausgegeben werden.

Trotz dieser Tragödie müsse es darum gehen, mit Israel zusammen einen Weg aus der Krise des Nahostkonflikts zu finden, mahnte Algermissen. Die internationale Staatengemeinschaft sei gefordert, Israel auf den Weg des Dialogs und der Partnerschaft zurückzuführen. Der Europäischen Union komme eine Aufgabe zu, gegenüber der arabischen Welt alles zu tun, um neue Gewalt als Reaktion zu verhindern. Algermissen verteidigte die Aktion "Free Gaza". Ziel sei es gewesen, die Kritik an der völkerrechtswidrigen Blockade des Gazastreifens durch Israel zu verstärken und humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu leisten. Neben anderen Organisationen unterstützte auch "pax christi" die Hilfsflotte für Gaza.

epd