Selbst die Kanzlerin schwärmt von Lena Meyer-Landrut
Europa liegt Lena nach ihrem Grand-Prix-Triumph von Oslo zu Füßen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel rühmt die Siegerin als "wunderbaren Ausdruck des jungen Deutschlands". Während sich Hannover auf die Rückkehr der Contest-Gewinnerin vorbereitet, begann bereits das Gerangel, welche deutsche Stadt im nächsten Jahr das Finale austragen darf.

Merkel sagte der "Bild"-Zeitung (Montag): "Ich gratuliere Lena Meyer-Landrut zu ihrem Super-Erfolg in Oslo." Die Grand-Prix-Siegerin habe sie mit ihrer Natürlichkeit und Herzlichkeit sehr beeindruckt. Sie ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands." Auch die ehemalige hannoversche Bischöfin Margot Käßmann beglückwünschte Lena Meyer-Landrut. Deren Auftritt am Samstag sei "ziemlich perfekt" gewesen, sagte die Geistliche bei ihrer ersten Predigt in Hannover seit ihrem Rückzug von allen kirchlichen Spitzenämtern im Februar.

Weniger Freude über den Sieg von Oslo gab es hingegen offenbar bei der bislang einzigen deutschen Grand-Prix-Gewinnerin. Schlagersängerin Nicole (45), die 1982 im Alter von 17 Jahren den ersten Eurovisionssieg für die Bundesrepublik holte, tauchte ab. Ihr Ehemann, Winfried Seibert, beantwortete eine Anfrage am Sonntag nicht und legte das Telefon kommentarlos auf. Bereits vor dem diesjährigen Finale hatte er erklärt, die im Saarland lebende Nicole gebe keine Interviews zum Grand Prix - nach dem Motto: "Ein bisschen Schmollen" statt "Ein bisschen Frieden" - so der Siegertitel von damals.

Ralph Siegel noch immer sauer auf Raab

Ganz anders Ralph Siegel, Nicoles Erfolgskomponist und früherer "Mr. Grand Prix" - der wetterte ordentlich gegen die Sendung "Unser Star für Oslo" und ihren Macher Stefan Raab. "Die wollten Erfolg mit der Sendung und anschließend möglichst viele CDs verkaufen. Der Grand Prix ist denen komplett egal", sagte er kurz vor dem Grand Prix am Freitag im Magazin der "Süddeutschen Zeitung". Spätestens seit 1998 ist Siegel nicht allzu gut auf Raab zu sprechen, als dieser unter dem Pseudonym Alf Igel als Komponist für Guildo Horn den Grand Prix aufmischte und gleichzeitig Siegel auf die Schippe nahm.

Der Eurovisionsabend hat der ARD unterdessen auch einen Quotentriumph beschert. Mit sensationellen 14,69 Millionen Zuschauern - Marktanteil 49,1 Prozent - verwies die Übertragung vom 55. Eurovision Song Contest aus Oslo die parallel laufenden Sporthits eindeutig auf die Plätze. 7,21 Millionen Fußballfans (25,5 Prozent) sahen im ZDF das 3:0 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Länderspiel gegen Ungarn. Durchschnittlich 6,71 Millionen Boxsport-Freunde (23,3 Prozent) drückten bei RTL Boxweltmeister Vitali Klitschko im Kampf gegen den Polen Albert Sosnowski die Daumen.

Diskussion um Austragungsort

Traditionell trägt der Grand-Prix-Sieger den Wettbewerb des Folgejahrs aus - just darum hat sich bereits kurz nach dem Gewinn durch Lena Meyer-Landrut eine Diskussion entzündet. Noch in der Nacht ließ Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) verkünden: "Es wäre toll, wenn der Song-Contest nächstes Jahr in die Medienstadt Hannover kommt!" Immerhin ist Siegerin Lena Hannoveranerin und wird in ihrer Heimatstadt am Nachmittag von Zehntausenden Fans in Empfang genommen.

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ließ mit einem Konter nicht lang auf sich warten: "Die Stadt fiebert seit Jahren mit dem Grand Prix und wir werden alles tun, um ihn in Hamburg möglich zu machen", sagte er dem Radiosender NDR 90,3. Auf der Reeperbahn steigt seit Jahren die offizielle Grand-Prix-Party des verantwortlichen Norddeutschen Rundfunks (NDR). Der einzige deutsche Grand Prix fand 1983 nach dem Sieg von Nicole in München statt, damals hatte der Bayerische Rundfunk die Federführung für den Wettbewerb.

Ebenfalls Chancen könnte Köln haben: Immerhin sitzt hier Stefan Raab mit seiner Produktionsfirma Brainpool, und alle "Unser Star für Oslo"-Shows kamen aus der Domstadt am Rhein. Doch die drei denkbaren Austragungsorte haben schwergewichtige Konkurrenz im Nacken: In den meisten Ländern wird der Eurovision Song Contest in der jeweiligen Hauptstadt ausgetragen - und Berlin hat mit Klaus Wowereit (SPD) ein Party-erfahrenes Stadtoberhaupt. Berlin sei für die Austragung der richtige Ort, ließ Wowereit am Sonntag erklären.

epd/dpa