Über 50 Tote bei Anschlag auf Moscheen in Lahore
Extremisten haben in der ostpakistanischen Stadt Lahore während des Freitagsgebets zwei Moscheen angegriffen und ein Blutbad angerichtet. Mindestens 57 Menschen starben nach Angaben der örtlichen Behörden, etwa 100 wurden verletzt. In den Gotteshäusern beten Angehörige der Ahmadiyya-Minderheit, die in Pakistan nicht als Muslime anerkannt werden. Zu dem Anschlag bekannten sich pakistanische Taliban-Milizen.

Die Angreifer warfen nach Aussagen von Zeugen zunächst Handgranaten in die Moscheen in den Stadtteilen Model Town und Gardhi Shahu. Dann eröffneten sie das Feuer auf die Gläubigen. Einige sollen auch Sprengstoffgürtel getragen und sich selbst in die Luft gesprengt haben. Die Polizei in Lahore konnte etwa 2.000 Menschen aus den beiden Moscheen befreien. Mindestens vier Terroristen seien verletzt worden; einer wurde festgenommen. In Fernsehaufnahmen war einer der Extremisten zu sehen, wie er von einem Minarett aus auf die anrückende Polizei feuerte.

Die Islamisten warfen den "Ahmadis" in einem Bekennerschreiben vor, Mohammed nicht als Propheten anzuerkennen, gegen den Heiligen Krieg zu konspirieren und gemeinsame Sache mit Juden zu machen. Der Angriff sei die letzte Warnung an die Minderheit, Pakistan zu verlassen. Anderenfalls würden sie sterben.

Die "Ahmadiyya-Muslim"-Bewegung ist eine 1889 gegründete islamische Religionsgemeinschaft, die jegliche Gewalt ablehnt. Sie hat weltweit bis zu 15 Millionen Anhänger. In Pakistan leben mehrere Millionen. Viele pakistanische Ahmadis sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen in westliche Länder geflüchtet. Obwohl es in Pakistan gesetzlich Religionsfreiheit gibt, dürfen Ahmadis ihren Glauben dort nicht ausüben.

In Deutschland leben nach Angaben der Bewegung rund 30.000 Mitglieder. Eine Moschee-Neubau der Ahmadiyya mit einem zwölf Meter hohen Minarett war nach heftigen Protesten 2008 in Berlin eröffnet worden.

dpa