Was bleibt: große ökumenische Vielfalt
Ärgerlich war das Wetter, das ist unstrittig. Positiv in Erinnerung bleiben der Blick auf eine vielfältigen Ökumene und persönliche Begegnungen. Ein Rückblick auf den 2. Ökumenischen Kirchentag.
25.05.2010
nrw.evangelisch.de / neu

Für die rheinische Ökumene-Chefin Oberkirchenrätin Barbara Rudolph gehört zu den schönsten ÖKT-Erlebnissen die Veranstaltung mit und über Minderheitenkirchen in der Ökumene. "Die Kleinen ganz groß!", fasst sie das zusammen. "Christen werden nicht gezählt sondern gewogen", sagte dabei Bischof Christoph Klein aus Rumänien, einem von rund vierzig Vertreterinnen und Vertreter aus den rheinischen Partnerkirchen, die auf Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) nach München angereist waren. "Die Begeisterung und Strahlkraft, die von ihnen ausgeht, hat auch viele Kirchentagsteilnehmerinnen und -teilnehmer angesteckt, zumal es neben den geistlichen Früchten auch kulinarische Köstlichkeiten aus den Ländern der Partnerkirchen zum Mittagessen gab."

Als Mitglied des Präsidiums habe sie auch eine ganze Menge Ärgerliches im Vorfeld und auch bei der Durchführung des Ökumenischen Kirchentages erlebt. "Ich fand es zum Beispiel nicht glücklich – wie auch viele andere im Präsidium –, dass es eine große römisch-katholische Messe am Sonntagmorgen vor dem gemeinsamen Abschlussgottesdienst gab." Andererseits hätten solche ärgerlichen Dinge aber gezeigt, dass die Kirchen echt miteinander arbeiten und sich nicht nur distanzierte Freundlichkeiten zuwerfen. Plus: Die Ärgerlichkeiten hätten bei weitem nicht die erfreulichen Dinge überwogen. 

Mehr als evangelische und katholische Kirche

"Ökumene ist mehr als zwei", lautet Rudolphs Fazit zum Ertrag der Tage in München. Lange sei die deutsche Ökumene von den beiden größten Kirchen geprägt gewesen, der evangelischen und der katholischen Kirche. Und nun sei ein Höhepunkt des ÖKT der Freitagabend gewesen, als sich 20.000 Menschen zu einer orthodoxen Vesper unter freiem Himmel einladen ließen und miteinander das Brot teilten.

Außerdem haben bei allen großen Gottesdiensten Menschen aus orthodoxen, evangelischen, freikirchlichen und katholischen Kirchen mitgewirkt, und das sei "ein sichtbares Zeichen der großen Vielfalt des Glaubens in Deutschland".

Ein sorgsam ausgewähltes Geschenk

Vizepräses Petra Bosse-Huber behält als schönstes Erlebnis dies in Erinnerung: "Ich habe gemeinsam mit dem katholischen Bischof Bode an dem Podium zu ,Seelsorge in den neuen Medien' teilgenommen und ein Impulsreferat gehalten. Am Ende der Veranstaltung überreichte uns die Moderatorin ein sehr sorgsam ausgesuchtes Geschenk. Sie hatte einen Stein mit einer versteinerten Schnecke mitgebracht. Bischof Bode erhielt die eine Hälfte und ich die andere."

Dieses Geschenk symbolisiere einerseits das Ohr, das in der Telefonseelsorge achtsam zuhört, und andererseits den Beratungsprozess selbst, der sich oftmals spiralförmig entwickelt. "Daneben aber gibt es noch die Symbolik, dass der Dienst der Seelsorge am Telefon und im Internet an vielen Stellen gemeinsam von der evangelischen und der katholischen Kirche geleistet wird - dass wir das Hören, Lesen, Beten und Beraten also teilen. In diesem Geschenk steckt für mich viel von dem, was die ökumenische Zusammenarbeit wertvoll und tragfähig macht."

Hitze wäre erträglicher gewesen

Wirklich ärgerlich war die Theologin darüber, wie oft das Wetter die Teilnahme an Open-Air-Veranstaltungen oder die Wege von einem Ort zum anderen erschwert hat. "Obwohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Beste daraus gemacht haben, hat sich mal wieder gezeigt, dass auf Kirchentagen brüllend heißes Wetter besser zu ertragen ist als Kälte und Nässe." 

Die Ökumene hat sich auf dem ÖKT in München "in ihrer Vielfalt und ihrem Reichtum gezeigt", zieht Bosse-Huber Bilanz. Auch sie legt den Schwerpunkt auf die beteiligten Kirchen: "Vielen Menschen ist, vielleicht zum ersten Mal, deutlich geworden, dass Ökumene nicht nur die Beziehungen zwischen evangelischer und katholischer Kirche meint, sondern dass auch die anderen evangelischen Denominationen, die Freikirchen, die orthodoxen Kirchen, die Altkatholiken und viele mehr daran teilhaben. Die ganze Bandbreite der innerdeutschen und europäischen Ökumene ist zu sehen gewesen, ebenso wie die Verbindung mit unseren christlichen Partnerinnen und Partnern in der ganzen Welt."

Hoffnung auf Fortschritte in zwei Fragen

Präses Nikolaus Schneider behält als besonders schön dies in Erinnerung: "die ,AG' mit den Pressesprechern und den Persönlichen Referenten auf dem Kirchentag: Eine wunderbare Mischung aus effektiver und konzentrierter Arbeit, fröhlicher Kommentierung des Erlebten und Schutz gegen die Anfechtungen des Wetters." Richtig Ärgerliches gab es aus seiner Sicht nicht.

Was nun den Ertrag des 2. Ökumenischen Kirchentags für die Ökumene angeht, zieht er diese Bilanz: "Beeindruckend war die Selbstverständlichkeit, mit der ökumenisch Engagierte von allen Seiten ganz selbstverständlich auf dem ÖKT miteinander umgingen. Die schwierigen Themen konnten benannt werden. Es gibt Hoffnungszeichen, dass wir bei zwei Fragen Fortschritte erreichen: das Abendmahl für konfessionsverbundene Ehepartner und ein gemeinsames Wort zur augenblicklichen Wirtschaftskrise."