Lutherischer Weltbund kommt nach Stuttgart
Zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 20. bis 27. Juli werden in Stuttgart 418 Delegierte sowie 1.600 weitere Gäste aus 79 Ländern erwartet.

Für die Christenheit sei es "wichtiger denn je", ihre globalen Bezüge zu pflegen und sich nicht zwischen reichen Ländern und Entwicklungsländern auseinanderdividieren zu lassen, sagte Bischof Frank Otfried July von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg am Dienstag in Stuttgart. Die württembergische Landeskirche wird als Gastgeberin der Vollversammlung mehr als 700.000 Euro der Kosten in Höhe von insgesamt 2,5 Millionen Euro tragen.

July wies darauf hin, dass die 11. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes die erste auf deutschem Boden ist. Man werde ausgewogen geistlich-theologische Fragen und aktuelle Herausforderungen behandeln. So solle in Stuttgart über Weltprobleme wie Aids und die "illegitime Verschuldung" vieler Länder sowie über den Klimaschutz gesprochen werden.

Schäuble vertritt Bundesregierung

Als Vertreter der Bundesregierung wird bei der Vollversammlung Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erwartet. Aus der Ökumene wird unter anderem mit einer Teilnahme des im Vatikan für Ökumenefragen zuständigen Kurienkardinals Walter Kasper gerechnet, zudem mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Insgesamt sind drei Fernsehgottesdienste zur LWB-Tagung vorgesehen.

Das Thema der Vollversammlung ist eine Bitte aus dem Vaterunser-Gebet und lautet "Unser tägliches Brot gibt uns heute". Nach Angaben des württembergischen Koordinators der Konferenz, Kirchenrat Klaus Rieth, wird LWB-Generalsekretär Ishmael Noko aus Simbabwe in Stuttgart nach zwölf Jahren verabschiedet. Sein Nachfolger ist der chilenische Theologe Martin Junge. Zudem wird ein neuer Präsident gewählt, da die Amtszeit von Bischof Mark Hanson (USA) abläuft. Als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge gilt der lutherische Bischof von Jerusalem, Munib Younan. Der 59-Jährige ist seit 1998 Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land sowie seit 2003 Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes.

Knapp 70 Millionen Christen

Der Lutherische Weltbund mit Sitz in Genf ist ein Zusammenschluss von 140 Mitgliedskirchen in 79 Ländern. Ihm gehören rund 68,5 Millionen Lutheraner an. Das oberste Leitungsgremium des Weltbundes ist die Vollversammlung, die in der Regel alle sechs Jahre tagt, zuletzt in Winnipeg (2003). Bei der Stuttgarter Tagung werden die finanziellen Engpässe deutlich, in die der LWB gerät: Dauerte eine Vollversammlung früher zehn bis zwölf Tage mit rund 600 Delegierten, so sind es in diesem Jahr nur noch sieben Tage mit 418 Delegierten.

epd