Polen kämpft gegen Flut: Alarmstufe 1 in Brandenburg
Die Hochwasserlage an den beiden größten Flüssen Polens, Weichsel und Oder, bleibt ernst. In Brandenburg wurde für weite Abschnitte der Oder die erste von vier Alarmstufen ausgerufen.

Der Scheitel der Oder-Flutwelle bewege sich auf Glogow (Glogau) in Niederschlesien zu, meldete die Nachrichtenagentur PAP am Montagabend. In zehn niederschlesischen Landkreisen an der Oder gilt weiterhin Hochwasseralarm.

An der Grenze zu Deutschland bereitet sich inzwischen Slubice (früher: Dammvorstadt) auf die Flutwelle vor. Das dortige Krankenhaus nehme keine neuen Patienten auf, ab Mittwoch sollen Schwerkranke in andere Städte gebracht werden, teilte das Stadtamt in Slubice mit.

Weiter angespannt ist die Situation an der Weichsel bei Plock, 100 Kilometer nordwestlich von Warschau. Hunderte Feuerwehrleute, Soldaten und freiwillige Helfer versuchten dort nach einem Deichriss in Swinary die Wassermassen unter die Kontrolle zu bekommen.

 

Alarmstufe 1 an der Oder in Brandenburg

Angesichts der wachsenden Hochwassergefahr an der Oder soll in Potsdam im Tagesverlauf die brandenburgische Katastrophenschutz-Leitung zusammenkommen. Unter Führung von Innenminister Rainer Speer (SPD) will sich das Gremium über die aktuelle Lage am Fluss informieren und Abwehrmaßnahmen erörtern. Auch der Katastrophenschutzstab will die Arbeit aufnehmen. An zwei Abschnitten der Oder gilt derzeit die niedrigste Alarmstufe 1.

Voraussichtlich am Mittwoch werden in Ratzdorf und Eisenhüttenstadt die Richtwerte der Alarmstufe 2 erreicht. Der Hochwasserscheitel soll gegen Ende der Woche in Brandenburg ankommen. Es wird damit gerechnet, dass sich die Wasserstände dann für einige Tage oberhalb der Richtwerte der zweithöchsten Alarmstufe 3 einpendeln.

Heftige Debatte um Bebauung am Polder

Südlich von Warschau blieb die Lage an dem Fluss stellenweise dramatisch. Die Gemeinde Wilkow stand von Samstag an zu 90 Prozent unter Wasser. Wie auch nahe Plock wollten viele Menschen aus Angst vor Einbrüchen ihre Häuser aber nicht verlassen.

Unter Wasser standen auch Teile des Breslauer Stadtteils Kozanow. Mehrere zehnstöckige Wohnblocks und Einfamilienhäuser waren dort am Samstag nach Deichbrüchen bis zu zwei Meter hoch überflutet worden. Nun sei die Lage unter Kontrolle, sagte ein Feuerwehrsprecher am Montag.

Das Hochwasser in Kozanow löste eine heftige Debatte aus: Die Fläche des Stadtteils war lange als Polder genutzt worden. Erst in den 1970er Jahren wurde sie bebaut. Kozanow hatte bereits während der Flut 1997 schwer zu leiden - trotzdem wurden dort anschließend weitere Hochhäuser gebaut.

Das große Aufräumen hat begonnen

Nach Angaben des Hydrometeorologischen Instituts in Warschau (IMGW) bewegt sich der Hochwasserscheitel auf der Oder langsamer als erwartet. In Slubice an der deutsch-polnischen Grenze sei er erst am 28. Mai zwischen 22 und 24 Uhr zu erwarten, hieß es.

Im Süden Polens begann unterdessen das große Aufräumen. Die Schäden könnten nach offiziellen Schätzungen mehr als zehn Milliarden Zloty (rund 2,5 Milliarden Euro) betragen.

Vielerorts kam es zu Erdrutschen, etliche Häuser, etwa in Lanckorona südlich von Krakau, sind einsturzgefährdet. Über Bierun in Schlesien hänge der Gestank verwesender Tiere, schrieb die Zeitung "Gazeta Wyborcza".

dpa