Afghanistan: Wieder Angriffe gegen zentrale NATO-Basis
Radikal-islamische Aufständische haben binnen weniger Tage die beiden größten Stützpunkte der ausländischen Truppen in Afghanistan angegriffen. Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte am Sonntag mit, am Vorabend seien fünf Raketen auf den Stützpunkt nahe der südafghanischen Stadt Kandahar abgefeuert worden. Aufständische seien von Truppen daran gehindert worden, in die Basis einzudringen. Aus der ISAF hieß es, elf Menschen - darunter ausländische Vertragsarbeiter und Soldaten - seien verletzt worden. Drei Aufständische seien gefangen genommen worden.

Auf dem Stützpunkt am Flughafen Kandahar sind mehr als 20.000 Menschen untergebracht. Die "Washington Post" berichtete, die NATO-geführte ISAF habe auch Kampfhubschrauber gegen die Angreifer eingesetzt. Die Attacke wurde als Hinweis dafür gewertet, dass sich die Taliban nicht dem militärischen Druck der USA und ihrer Verbündeten beugen wollen. Sowohl die NATO als auch die Taliban hatten vor den jüngsten Angriffen Offensiven angekündigt.

Bereits am Mittwoch hatten Aufständische die größte US-Basis in Afghanistan angegriffen. Bei den Gefechten am Stützpunkt Bagram nördlich von Kabul wurden nach jüngsten US-Militärangaben 16 Aufständische und ein amerikanischer Vertragsarbeiter getötet. Am Dienstag waren bei einem Selbstmordanschlag in Kabul 18 Menschen getötet worden, darunter sechs ISAF-Soldaten.

Friedens-Dschirga nach den Angriffen verschoben

Am 2. Juni soll in Kabul eine sogenannte Friedens-Dschirga mit 1600 Delegierten beginnen. Präsident Hamid Karsai will sich auf der Ratsversammlung - an der keine Aufständischen teilnehmen - breite gesellschaftliche Unterstützung für einen Versöhnungskurs mit den radikal-islamischen Taliban sichern.

Dschirga-Sprecher Gul Agha Ahmadi sagte am Sonntag in Kabul, man hoffe darauf, nach dem Treffen möglichst bald einen Friedensprozess mit den Aufständischen beginnen zu können. Die für drei Tage angesetzte Versammlung sollte eigentlich am kommenden Samstag beginnen, wurde nach Ahmadis Angaben aber wegen technischer und logistischer Schwierigkeiten verschoben.

Bei weiteren Kämpfen zwischen NATO-Truppen und Aufständischen in Afghanistan kamen am Samstag mindestens zwölf Taliban-Rebellen und drei Soldaten ums Leben. Zwei Armeeangehörige und ein für die ISAF tätiger Zivilist starben im Süden des Landes nach einer Sprengstoffattacke. Bei einem weiteren Vorfall wurde ein dritter ISAF-Soldat getötet. Zu den genauen Örtlichkeiten und der Nationalität der Opfer nannte die Schutztruppe keine Details.

Viele Opfer bei Anschlägen und Kämpfen vor Pfingsten

Nach offiziellen Angaben hatte eine Gruppe Aufständischer in der östlichen Provinz Paktia nahe der pakistanischen Grenze einen Anschlag vorbereitet. "Zwei Aufständische wurden im Bezirk Zurmat erschossen, als sie versuchten, eine Bombe am Straßenrand zu deponieren", sagte Vize-Polizeichef Dastagir Rostamyar der Nachrichtenagentur dpa. Zehn weitere Kämpfer, die den Attentätern helfen wollten, seien bei einem anschließenden Luftschlag der NATO ums Leben gekommen. Die Behörden rechneten alle Opfer den Taliban zu.

Auch in der weiter südlich gelegenen Provinz Zabul starb ein Attentäter, bevor er seine Bombe an einer Brücke zünden konnte. Dabei wurden am Freitag nach Angaben des afghanischen Innenministeriums zwei weitere Aufständische verletzt. In Kandahar im Süden des Landes war ebenfalls am Freitag ein Zivilist bei einer Sprengstoffattacke ums Leben gekommen. Fünf weitere Menschen erlitten Verletzungen.

Vier Zivilisten wurden am Samstag in der nördlichen Provinz Kapisa getötet, als sie bei Landarbeiten auf eine von der früheren Sowjet- Armee zurückgelassene Panzermine traten. Am Sonntag starben zudem zwei afghanische Soldaten bei einer Patrouillenfahrt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kabul wurden fünf weitere Soldaten verwundet, als ein am Straßenrand deponierter Sprengsatz explodierte.

dpa