Vom Schrecken der Heirat: Der etwas andere Erfahrungsbericht
"Sie wollen heiraten. Wie romantisch! Wie süß! Wie schön! Wie ... paranoid. Ja, sind Sie denn wahnsinnig? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, worauf Sie sich da einlassen?" Das Hochzeitsbuch "Sag einfach Ja!" von Fabian Vogt, mit Cartoons von Thees Carstens, sagt bereits in seinen ersten Sätzen aus, was es vom Heiraten hält: Es ist die schönste und zugleich schaurigste Sache der Welt.
22.05.2010
Von Ingo Schütz

In kreativ-komödiantischer Art versteht es der Kabarettist, Germanist und promovierte Pfarrer aus Hessen, alle Untiefen des Heiratens auszuloten. In 21 kurzweiligen Kapiteln sinniert er über Heiratsanträge, Hochzeitstische, Eheverträge, Sitzordnungen und überhaupt alles, was mit dem Bund der Ehe zusammenhängt. Das Material dafür ist nach eigenen Angaben durchweg authentisch, schließlich hat Vogt schon zahlreiche Paare zum Altar geführt und getraut, auch viele seiner Freunde.

Ungeliebter Gast: Tante Hiltrud

Um "Freundschaften zu retten und Klagen zu vermeiden", wie es im Nachwort heißt, sind aber alle zum Teil skurrilen Erlebnisse in eine fiktive Erzählung von seiner eigenen Hochzeitserfahrung eingeflossen. Der Text liest sich darum wie das verrückte Tagebuch eines sozialen Selbstversuches. Bei dem es immer wieder die eine oder andere – nicht ganz ernst gemeinte – Lehre zu ziehen gilt.

"Ich sage Ihnen hier klipp und klar: Wenn Sie zu einer Hochzeit eingeladen werden, heißt das nicht, dass das Brautpaar Sie mag. Da geht es auch um Systemstabilisierung." Über einen dieser wenig geliebten Gäste zur Systemstabilisierung berichtet Vogt im Hinblick auf das traditionelle Brautstraußwerfen: "Die Fängerin kommt als Nächste unter die Haube. Ob sie will oder nicht. Das Tollste war: Tante Hiltrud stellte sich mit in die Gruppe. Rammte schon vor dem Wurf mehreren Freundinnen meiner Auserwählten brutal den Ellenbogen in die Rippen und sicherte sich die Pole-Position."

Nichts für Unverheiratete

"Doch sie hatte nicht mit Gabi gerechnet, der Hessenmeisterin im Judo, die den Strauße auf jeden Fall haben wollte, da ihr traniger Freund Achim nicht in die Gänge kam, um ihre Hand anzuhalten. Der Strauß flog. Und? Tante Hiltrud siegte dennoch. Durch Masse. Verlor aber zwei Schneidezähne. Und musste früher gehen. Schade."

Der Humor des Autors erinnert an Filme mit Adam Sandler: Etwas wuchtig und wenig subtil kommt er daher, zudem in einer hohen Pointen-Taktung und mit einer gewissen Derbheit. Wer auf diesen Stil steht, der wird viel Spaß mit dem Buch haben, solange er willens ist, auch über sich selbst und seine Erfahrungen zu lachen. Unverheirateten sollte man dieses Buch aber nur geben, wenn sie sowieso nicht mehr vorhaben, in den Bund der Ehe einzutreten – andernfalls könnten sie es sich aufgrund der Lektüre wieder anders überlegen. 


Ingo Schütz ist angehender Pfarrer und glücklich verheiratet - sagt er zumindest.