Thailands Regierung jetzt auf Versöhnungskurs
Zwei Tage nach der Militäroffensive gegen Regierungsgegner in Bangkok setzt der thailändische Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva auf Versöhnung. Sämtliche Vorgänge seit Beginn der teils blutigen Proteste Mitte März einschließlich der Rolle der Sicherheitskräfte würden unabhängig und transparent untersucht, sagte Abhisit am Freitag in einer Fernsehansprache.

Der Regierungschef bezeichnete die jüngste Gewalt als "eine der schlimmsten Episoden, die Thailand je erlebt hat". Mehr als 60 Menschen waren innerhalb von einer Woche ums Leben gekommen, die meisten durch Schüsse. Über 400 wurden verletzt. Mehr als 100 Rothemden sind unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen worden. Ein Gericht lehnte Kautionsanträge ab, berichtete die Zeitung "Nation".

Abhisit räumte ein, dass die Proteste die Gesellschaft tief gespalten haben. Die Regierung werde Pläne vorlegen, um Demokratie und Gerechtigkeit unter Beteiligung aller Gesellschaftsschichten sicherzustellen. Er machte aber keine Angaben zu etwaigen Neuwahlen, wie die Rothemden sie gefordert hatten. "Es liegen riesige Herausforderungen vor uns, besonders die Überwindung der tiefen Gräben, die sich in unserem Land aufgetan haben."

Mindestens zehn Tote bei Hotelbrand

Nach wochenlangen Protesten mit Besetzung eines wichtigen Geschäftsviertels war die Armee am Mittwoch gegen die Demonstranten vorgerückt. Die Anführer der oppositionellen Rothemden ergaben sich. Enttäuschte Rothemden zogen daraufhin randalierend durch die Straßen und setzten mindestens 35 Gebäude in Brand, darunter das mehrstöckige Einkaufszentrum Central World. Es brannte völlig aus und stürzte teilweise ein. Nach Medienberichten wurden dort am Freitag zehn Leichen entdeckt. Die Feuerwehr machte keine Angaben über die Todesursache.

Hunderte Rothemden, die in einem Tempel Zuflucht gesucht hatten, zogen am Donnerstagabend ab. Die Behörden organisierten Busse, die sie in die Provinzen zurückbrachten. Polizei und Armee fanden bei den Aufräumarbeiten in dem geräumten Lager der Demonstranten nach eigenen Angaben große Menge Waffen, darunter Granaten und Maschinengewehre. Im Four Seasons Hotel seien mit Sprengstoff versehene Gaskanister gefunden worden, berichtete die "Bangkok Post" unter Berufung auf einen Militärsprecher.

Weiter Ausgangssperre

Aus Sorge vor weiteren Ausschreitungen behielten die Behörden eine nächtliche Ausgangssperre bei. Die Aufräumarbeiten gingen weiter. Das seit Ostern besetzte Ratchaprasong-Geschäftsviertel war für die Öffentlichkeit noch geschlossen. Die deutsche Botschaft wollte am Montag ihre Pforten wieder für den Publikumsverkehr öffnen.

dpa