Grüne Wiese für kirchliche Kreativität: geistreich.de
Rund eine Million Menschen arbeiten haupt- und ehrenamtlich für evangelische Kirchengemeinden in Deutschland. Auf der neuen Internetplattform geistreich.de werden ihre Fragen, Ideen und Projekte zusammengeführt.

Was tun, wenn meine Kirchengemeinde ein Public Viewing zur Fußball-Weltmeisterschaft organisieren will? Wie kann ich die Seniorenarbeit kreativ mit der Jugendarbeit meiner Gemeinde verbinden? Da gab es doch schon mal so ein Projekt ... Haupt- und ehrenamtliche Kirchenmitarbeiter sind im Alltag oft mit ungewöhnlichen Fragen konfrontiert. Ab sofort können sie auf der Internetplattform geistreich.de Informationen und Erfahrungen austauschen, Netzwerke bilden und gemeinsam Projekte in die Wege leiten.

Gedacht ist die Seite für "Leute, die in der Kirche etwas gestalten wollen", sagt Pastor Christoph Römhild, Projektleiter für geistreich.de bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Gute Ideen, die bereits an einem Ort erprobt worden sind, lassen sich oft ganz einfach übertragen." Römhilds Kollege, der Diplomtheologe Claas Henningsen, ergänzt: "Der Erfahrungsreichtum der Kirchenmitarbeiter ist unbezahlbar, und diesen Reichtum wollen wir auf der Internetplattform ganz nach dem christlichen Grundgedanken teilen und vermehren."

Zielgruppe sind alle Kirchenmitarbeiter

Neu an dem Portal ist unter anderem, dass bei den Ansprechpartnern die Trennung zwischen den Berufsgruppen aufgehoben ist. Vom Küster bis zur Pastorin, vom Kirchenvorstandsmitglied bis zur freiwilligen Helferin bei Gemeindefesten - alle in der Kirche Tätigen sind Zielgruppe von geistreich.de. Die Plattform, die ursprünglich "Patongo" (Patterns and Tools for Non-Governmental Organizations) hieß, befindet sich zurzeit in der Pilotphase. 160 Nutzer haben sich bereits registrieren lassen. "Auf fast jeden Denkanstoß kommen fünf bis sechs Reaktionen", berichtet Christoph Römhild.

In drei Bereiche ist geistreich.de gegliedert. Unter "ideenreich" kann jeder Nutzer Fragen stellen und an Diskussionen teilnehmen. "Wo befinden sich die Radwegekirchen?" fragt da eine Pilotnutzerin. Es dauert keine Viertelstunde, schon hat sie die Antwort eines anderen Nutzers. "Es ist ein offenes Forum, eine grüne Wiese für Kreativität, Erfahrungsaustausch und Innovation", erklärt Römhild. "Erfahrungsreich" heißt eine weitere Rubrik. Hier können die Nutzer selbst von Praxisbeispielen berichten: von der Konfirmandenfreizeit auf dem Segelboot bis zum Kirchenladen im Kiez. Der dritte Bereich ("wissensreich") ist ein Lexikon kirchlichen Erfahrungswissen - ähnlich wie das Online-Lexikon Wikipedia wird es von den Nutzern selbst geschrieben.

"Die Zeit ist reif"

Sogenannte Best-Practice-Portale gibt es auf regionaler oder landeskirchlicher Ebene schon einige - neu an geistreich.de ist die bundesweite Vernetzung. Das kommt den Kirchenmitarbeitern entgegen, wie eine im vergangenen Jahr vom Tübinger Institut für Wissensmedien (IWM) durchgeführten Studie ergab. Ein Großteil der Engagierten tauscht sich demnach bisher nur im vertrauten Umfeld aus und nutze die Seiten der EKD und der Landeskirchen lediglich zur Anregung. Ein direkter Erfahrungsaustausch sei nicht möglich. "Die Zeit ist reif für eine Plattform zum Austausch zwischen Praktikern in der gesamten EKD“, so Römhild.

Wie auf diese Weise eine große Organisation zu einer von sich selbst lernenden Organisation werden kann, ist auch für Sozialforscher interessant. Die Fern-Universität in Hagen und das IWM untersuchen anhand der Vorarbeiten und Studien für die Webseite, wie Technologien und Teilnahmeprozesse des Web 2.0 den Austausch über gute Praktiken fördern können. Finanziert wird das dreijährige Forschungsprojekt vom Bundesforschungsministerium und dem Europäischen Sozialfonds.

evangelisch.de

Christoph Römhild und Claas Henningsen stehen unter info@geistreich.de und Telefon (05 11) 27 96 208 für weitere Fragen zur Verfügung.