TV-Tipp des Tages: "Hanna und die Bankräuber" (BR)
Eigentlich möchte Hanna (Inka Friedrich) bloß schwanger werden, aber Freund Robert (Karsten Kaie) hat nach diversen vergeblichen Versuchen keine Lust mehr auf "Eisprungsex".
18.05.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Hanna und die Bankräuber", 19. Mai, 21.45 Uhr im Bayerisches Fernsehen

Es ist durchaus bemerkenswert, dass der Bayerische Rundfunk diesen Film um 21.45 Uhr und damit zu einer vergleichsweise frühen Uhrzeit ausstrahlt; andere Sender zeigen ihre Erstlingswerke in der Regel deutlich später. Und dass "Hanna und die Bankräuber" ein Debüt ist, merkt man schon allein an der fröhlich gegen den Strich gebürsteten Geschichte: Ständig nimmt die Handlung einen anderen Verlauf als erwartet; mitunter auch, als es die Logik diktieren würde. Die Komödie wird ohnehin nicht jedermanns Sache sein; und das nicht bloß, weil gleich zu Beginn jemand auf brutale Weise einen Finger verliert. Zum Ausgleich wird sich später rausstellen, dass ein vermeintlicher Mord gar keiner war, so wie sich auch der dilettantische Bankraub gewissermaßen als Leergeschäft entpuppt: weil ein anderer cleverer und schneller war.

Mit Inka Friedrich und Karsten Kaie

All das aber sind genau genommen bloß Randerscheinungen, die der Titelheldin das Leben schwer machen. Eigentlich möchte Hanna (Inka Friedrich) bloß schwanger werden, aber Freund Robert (Karsten Kaie) hat nach diversen vergeblichen Versuchen keine Lust mehr auf "Eisprungsex". Als Hanna ihn dann auch noch mit einer offenkundigen Prostituierten erwischt, lässt sie ihn sitzen, will das gemeinsame Konto plündern und wird unfreiwillig beteiligte Zeugin, wie der Förster vom Silberwald, die Geierwally und ein riesiges Küken eine Bank ausrauben.

Wandlung von der Komödie zur Romanze

Schon mit der zweispurigen Einführung zu ihrem ersten Drehbuch für einen Langfilm führt Autorin Simone Zahn fröhlich in die Irre. Welchem Broterwerb Roberts Partnerin auf der Sexschaukel nachgeht, bleibt offen, aber er will keineswegs ihren Körper, sondern eine Auskunft: Er hat als Anwalt einen Juwelendieb (Michael Brandner) vertreten und will sich just vor dessen Entlassung die 1,5 Millionen Euro schwere Beute greifen. Die Ganoven wiederum sind drei harmlose Burschen, die sich das nötige Kleingeld für die Eröffnung ihres Tattoo-Shops beim Falschen geliehen haben: Gangster Ricky (Stephan Zinner), der Gliedmaßenkiller, nötigt sie zum Raubzug, weil es sich nun mal schlecht tätowieren lässt, wenn man nicht mehr alle Finger hat. Und da Hanna nicht bloß die Handlungsebene wechselt, sondern auch zunehmend Gefallen an den drei Hautkünstlern (Marc Hosemann, Martin Butzke, Eckard Preuß) findet, wandelt sich die Komödie kaum merklich zur Romanze. Spannend bleibt sie trotzdem, denn nicht nur Ricky, sondern auch ein etwas selbstverliebter Polizist (Django Asül) ist dem zum Quartett gewordenen Trio auf den Fersen; zumal es zufällig auch noch in den Besitz der Diamanten gekommen ist.

Ungeschliffene Inszenierung passt zur Geschichte

Die Inszenierung durch Carolin Otterbach wirkt mitunter etwas ungeschliffen, aber das passt zur Geschichte. Gleiches gilt für die Musik von Werner Ponikowski, ein fröhlicher Reggae, der an den richtigen Stellen von hartem Rock und ruhigen Passagen durchsetzt ist. Mancher Einfall von Simone Zahn wirkt mutwillig grotesk, etwa die schräge Verkleidung der Tätowierer beim Bankraub, aber es macht trotzdem Spaß, dem Titelgespann zuzuschauen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).