Kinder können ganz schön vernünftig sein
Bei der Bilderbuchwerkstatt mit Kitty Kahane auf dem Ökumenischen Kirchentag stellte sich heraus: Viele Kinder sind ganz schön venünftig.
17.05.2010
Von Ursula Ott und Burkhard Weitz

Bei Kitty Kahane, der Illustratorin von "Das Leben ist kein Joghurt", sieht sie blau und gelb und ziemlich giftig aus: die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis. Und wie stellen sich Kinder auf dem Kirchentag verbotene Früchte vor? Wovon würden sie sooo gern naschen, dürfen aber nicht? Bei der Bilderbuchwerkstatt mit Kitty Kahane stellte sich heraus: viele Kinder sind ganz schön venünftig. "Was ungesund ist, das mag ich meistens auch gar nicht", sagte einer, und "Ich darf fast alles."

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Aber so nach und nach fiel ihnen dann doch ein: ein Eis ist ok. Das zweite und dritte ist "verbotene Frucht". Die teuren Kaugummis aus Australien, Und die Tütchen mit purem Zucker, die Kinder ihren Eltern gern vom Latte macchiato weg klauen - auch verboten. Und wem gar nichts einfiel, der malte gleich die böse Schlange.

"Kommt mein Meerschweinchen in den Himmel?"

Knifflige Frage: Von welchen Tieren nahm Noah jeweils sieben mit auf die Arche? Von den Schweinen, von den reinen, von denen mit Beinen oder von den Kleinen? Nur eines der Kinder, die sich auf den Schafsfellen im Künstlerhaus am Lenbachplatz München flezten, wusste die richtige Antwort: „von den reinen“.

"Kommt mein Meerschweinchen in den Himmel?" lautete der Titel dieser Fragestunde für Kinder auf dem Thementag, Samstagnachmittag. Die stellvertretende Chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott moderierte, ihr Kollege und Kinderbuchautor Burkhard Weitz führte durchs Quiz und klärte offene Fragen.

Warum nur reine, also saubere Tiere mit an Bord der Arche durften, daraus konnte sich der siebenjährige Tim dann doch keinen Reim machen. Worauf Weitz erklärte, das in den Religionen rein und unrein das gleiche bedeute wie erlaubt und nicht erlaubt. Und dass wegen dieser Unterscheidung muslimische Kinder auf Kindergartenfesten nicht die Schweine- sondern nur Rinderwürstchen essen.

Bei anderen Fragen wussten die Kinder besser Bescheid: Warum fuhr das Schiff mit dem Propheten Jona in die falsche Richtung – war etwa der Kapitän betrunken? Falsch, Jona floh vor Gott – das war allen klar. Und Lisa konnte sogar die Geschichte dazu erzählen: Wie Gott Jona befahl, die Bürger von Ninive vorm Untergang der Stadt zu warnen. Und wie Jona dann floh, weil er das nicht tun wollte. Überhaupt waren die Kinder im Künstlerhaus auffällig gut in Sachen Religion informiert. Als sie Begriffe wie "Gebot" zeichnen sollten, malte Max, 8, zwei Tafeln mit den Zahlen eins bis zehn, dazu einen Berg mit Wolke. "Und da steht Mose", erklärte er. Die Eltern im Raum waren baff.

Zum Schluss bekam jedes der Kinder, die bravourös die anderthalbstündige Veranstaltung durchgehalten hatten, eines der begehrten Fußball T-Shirts aus dem chrismon-shop: "Laufwunder" steht drauf.