Die Gesichter von Asmara
10.07.2017
evangelisch.de
Anika Kempf,Claudius Grigat, Stefan Boness/IPON
Die Hauptstadt von Eritrea ist am Samstag zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden: Asmara ist so etwas wie die Perle der modernen Architektur in Afrika. Das liegt in ihrer Geschichte begründet.

Das Nebeneinander verschiedener Traditionen, Religionen, Kulturen und Ethnien, erzeugt durch Jahrhunderte verschiedener Machthaber, wirkt sich bis heute auf die Lebendigkeit Asmaras aus.

Vor allem aber ist Asmara so etwas wie ein lebendiges Museum für moderne Architektur, ein beeindruckendes Beispiel für europäischen Städtebau im 20. Jahrhundert. Das liegt vor allem am Einfluss der einstigen Kolonialmacht Italien, die die Architektur im frühen 20. Jahrhundert bis hinein in die Vierziger Jahre prägte. Viele der im futuristischen, expressionistischen oder rationalistischen Stil errichteten Gebäude sind - trotz der 30 Jahre andauernden Besatzung durch Äthiopien bis 1991 - bis heute erhalten geblieben und prägen das Erscheinungsbild der Stadt. Dabei passen sie nicht direkt in stilistische Einordnungen, vielmehr finden sich Avantgarde-Bauten direkt neben reaktionären Gebäuden, manchmal gibt es sogar Mischformen. Heute ist der Wert dieser Architektur erkannt worden und Asmara hat den Status als kulturelles Welterbe zuerkannt bekommen.

Den bemerkenswerten Einfluss der Italiener auf Eritrea kann man aber auch in vielfältigen anderen kulturellen Referenzen erkennen. Ein Besipiel dafür sind die stolzen alten Herren von Asmara, die sich selbst "Asmarinos" nennen. Mit ihren italienischen Anzügen, klassischen Hüten, eleganten Gehstöcken und handgenähten Lederschuhen genießen sie immer noch ihren täglichen "Macchiato" in einer der vielen Kaffeebars, bevor sie eine "passegiata" machen, den täglichen Spaziergang auf der "Independence Avenue", der Haupt-Durchgangsstraße von Asmara, die unter Mussolinis Herrschaft noch ausschließlich Europäern vorbehalten war.