Es ist spät geworden, wir auf dem Weg zur Unterkunft. Gerade noch die richtige S-Bahn erwischt, ein schneller Sprung, die Türen schließen. Nur noch drei Stationen. Die zweite davon ist Hamburg-Hauptbahnhof. Da kommt die Lautsprecherdurchsage. Habe ich das tatsächlich gehört? "Raus!" hat die Stimme gesagt. Ja: "Raus! Die Fahrt endet hier. Alles aussteigen!" Nordisch-raue Herzlichkeit, scheinbar klingt sie so. Aber warum die Bahn hier nicht mehr weiter fährt, sieben Stationen vor der angezeigten Endhaltestelle, das wird nicht gesagt.
Ist ja auch egal, hilft ja nix: Umsteigen ist angesagt. Was tut man in so einem Fall? Am schnellsten geht es, wenn man jemanden fragt, der sich auskennt. Da kommt dieser Mann in Bahn-Uniform mit der neongelben Weste drüber wie gerufen: "Zur S1 oder S11? Da müssen Sie hier die Treppe hoch, oben links und auf der anderen Seite gleich wieder runter." Danke und los.
Am unteren Ende der Treppe auf der anderen Seite fahren aber nur die S6, die S21 und ein paar weitere, mitnichten aber die S1 oder die S11. Oder? Zum Glück steht da ein Mann in Bahn-Uniform mit einer neonorangenen Weste. "Mit der S1 oder S11? Da kommen Sie hier nich' wech'!" Ja, und wo dann bitte? "Ja, einfach hier die Treppe rauf, oben rechts und auf der anderen Seite gleich wieder runter." Aha, oben rechts, danke... so langsam kommt die Erkenntnis...: Da kommen wir doch gerade her?! Wir haben doch extra den Mann mit der neongelben Weste gefragt. "Ja, die mit der gelben Weste, die wissen nicht Bescheid. Hätten Sie ma' besser mich gefragt...! Gute Reise wünsch' ich Ihnen." Grinst und dreht sich um. Na denn, die Wege des Herrn sind eben unergründlich. Und in Zukunft besser den guten alten Tipp von Jeremia beherzigen: "Richte dir Wegzeichen auf, setze dir Steinmale und richte deinen Sinn auf die Straße, auf der du gezogen bist!" (Jer. 31, 21) Und ich möchte hinzufügen: Achte auf die Farbe des Rockes deiner Helfer...