Weihnachtsbaum Emil beim Abtransport für Kasseler Weihnachtsmarkt
screenshot Hessenschau/HR
unerwartete Transportprobleme
Oh dicker Baum, oh dicker Baum, du kommst nicht durch die Straßen
In Kassel war der Weihnachtsbaum zu dick für den Transport

Weihnachten! Bald ist es wieder so weit. Und vielleicht brauchen wir das in dieser turbulenten Zeit sogar noch mehr als sonst. Lichter in der Dunkelheit, die Hoffnung auf das Licht der Welt. Plätzchenbacken, Lebkuchen oder Printen essen, Weihnachtsmärkte mit Glühwein und allem Drum und Dran. Und natürlich leuchtende Kinderaugen, Krippen, Weihnachtsgottesdienste und – der Weihnachtsbaum. Seit gefühlt Jahrtausenden stellen wir uns diese immergrünen Gewächse als Zeichen des Lebens in die Wohnungen und auf die Plätze. Na ja, ganz so lang ist es noch nicht, nach ersten vereinzelten Anfängen im 16. Jahrhundert fingen die Adeligen etwa im 18. Jahrhundert an, sich Bäume in die Wohnung zu stellen. Erst mit dem Siegeszug der Eisenbahn konnten genug Bäume transportiert werden, um alle Wohnzimmer – oder die meisten – damit zu beglücken.

Wie auch immer: Trotz aller ökologischer Bedenken gehört der Baum für die meisten zu Weihnachten einfach dazu. Natürlich auch in Kassel, wo der Baum auf dem Marktplatz sogar einen Namen hat: Ludwig Emil aus Borken, etwa 50 Kilometer entfernt. Benannt nach dem jüngeren Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm. Die Besitzer hatten die Douglasie damals zur Geburt ihrer Tochter gepflanzt, sie hatte immer viel Platz und war schön breit gewachsen – 16 Meter hoch und 6,30 Meter breit. Ein wunderschöner, prachtvoller Baum, der wohl sowieso weichen sollte und so noch einen schönen, gewissermaßen erleuchteten Lebensabend bekommen sollte.

Doch ach: Auch Ludwig Emil teilte das Schicksal so vieler Menschen unserer Zeit. Sprich: Er war schlicht zu dick. Für eine Abnehmkur war leider auch keine Zeit, zumal ja gerade die Dicke des Baumes ausschlaggebend gewesen war für seine Auswahl. Aber leider war Ludwig Emil nicht nur dick, sondern auch störrisch: Seine dicken Äste ließen sich nicht wie geplant auf die maximal erlaubte Breite von drei Metern zusammenbinden.

So lag nun der schöne Möchtegern-Weihnachtsbaum in der Nähe seines ursprünglichen Lebensortes und harrte der Dinge, die da kommen würden. Sprich, typisch deutsch, der Genehmigung für einen Schwertransport. Und siehe, ein Weihnachtswunder geschah. Die behördliche Genehmigung lag innerhalb weniger Tage vor!

So konnte nun der Baum im Kreise mehrerer Begleitfahrzeuge zu einer nächtlichen Sondertour aufbrechen. Statt am Samstag, erreichte er den Kassler Kaiserplatz am Mittwochmorgen, 13. November, gegen 1:30 Uhr. Hoffentlich ist neben dem dicken Ludwig Emil noch Platz für den Weihnachtsmarkt.

Frohe Weihnachten und werden Sie nicht zu dick!