Sakraldiebstahl
Nicht alles im Eimer
In Kleve wurden gestohlene sakrale Gegenstände wiedergefunden – durch einen Zufall

Leider, leider machen Diebe auch vor Kirchen nicht Halt. Durchaus ein Grund, warum manche Gotteshäuser verschlossen sind, wenn nicht gerade ein Gottesdienst stattfindet. Anderswo werden wertvolle Gegenstände jedes Mal hin- und hergeräumt. Auch Überwachungskameras und Alarmanlagen helfen an der einen oder anderen Stelle. Schade, dass das so sein muss – aber Menschen sind nun mal so.

Wo in der katholischen Kirche St. Hermes in Kleve-Warbeyen am Niederrhein diese wertvollen Gegenstände aufbewahrt werden, weiß ich nicht genau. Auch der heilige Hermes war mir bisher nicht bekannt. Im Gegensatz zu seinem griechischen Götterboten-Namensvetter (der – vermute ich – einem Paketdienst Pate stand und übrigens auch, räusper, der Gott der Diebe ist) war Sankt Hermes tatsächlich ein Märtyrer im 3. Jahrhundert nach Christus. Aber das nur nebenbei. Jedenfalls: Mitte August waren sie auf einmal weg. Einfach verschwunden. Goldene Kelche und Hostienschalen und noch vieles mehr waren nicht mehr aufzufinden. Ein großer Verlust, nicht nur finanziell, sondern auch ideell.

Im nahen Ort Goch fand dann schließlich eine Spaziergängerin einen Eimer im Wald – mit, nun ja: goldenen Kelchen und Hostienschalen. Offenbar war es den Dieben doch etwas zu heikel geworden, diese wertvollen Dinge in irgendeiner Weise zu verwerten. Seltsam, dass die Polizei Diebstahl und Fund nicht gleich zusammenbringen konnte, obwohl sie räumlich nicht weit auseinanderlagen: Sie veröffentlichte ein Foto des offensichtlichen Diebesguts mit der Frage, wer die Gegenstände kenne. So kamen sie schließlich wieder an ihren angestammten Ort zurück – aber es fehlte leider noch so einiges.

Schließlich kam dann der Zufall zu Hilfe. Kaum zu glauben, aber wahr: Ein Kameramann des WDR fand tatsächlich noch einen Kelch im Gebüsch, als er am Fundort eine Reportage über die frohe Botschaft der Wiederauffindung des verlorenen Sohns … äh nein, Sakralguts drehen wollte. Daraufhin wurde die Küsterin der bestohlenen Kirche selbst aktiv – und entdeckte schließlich in der Nähe auch noch die Monstranz, immerhin ordentlich und sicher im dazugehörigen Transportkoffer verstaut.

Trotz intensiver Suche fehlen aber nach wie vor ein paar Teile. Das Altarkreuz und eine Hostienschale konnten bisher noch nicht wiedergefunden werden. Also, falls Sie demnächst mal im Wald über ein Kreuz stolpern sollten: Fragen Sie doch mal in Warbeyen nach, ob es das vermisste ist. Sie können es dann ja mit dem Paketdienst nach Hause schicken. Aber vielleicht nicht mit dem, der nach dem Gott der Diebe benannt ist.