„Pfarrhaus der Abrechnung“
Viele Evangelische bewegt am 31.10. die Frage: Wie kriegen wir Halloween und Reformation zusammen? Eine Pfarrerin hat eine humorvolle Antwort …
1.11.2019

OK, für dieses Jahr ist es zu spät. Halloween ist rum, Reformationstag auch. Manche Evangelischen gehen heute bzw. morgen mit ihren katholischen Glaubensgeschwistern auf den Friedhof. Aber für die Frage, wie wir mit dem „heidnischen“ Halloween umgehen sollen, bleibt uns nun wieder ein Jahr Zeit. Oder genauer: Wir können es jetzt wieder 365 Tage aufschieben (Schaltjahr!) und dann kurz darüber grübeln und wieder alles so machen wie letztes Jahr.

Dass ich die oft recht sauertöpfischen Statements „bei uns ist aber Reformationstag!“ eher wenig hilfreich finde, um das Evangelium in die Welt zu tragen, habe ich schon in einem Blogpost über die Lutherbonbons vor 9 Jahren geschrieben. Dass wir vor Geistern und dergleichen keine Angst zu haben brauchen, auch. 

So gehe auch ich guten Gewissens mit unserer jüngsten Tochter von Haus zu Haus. Wir klingeln, sammeln Süßigkeiten und haben Spaß. Und dann geht Papa noch in die rappelvolle Kirche zum Reformationsgottesdienst. Schließt sich überhaupt nicht aus, finde ich.

Dass viele aber doch diesen für Protestanten besonderen Tag hochhalten möchten, kann ich verstehen und finde ich auch gut. Meine Erfahrung ist ja, dass selbst Kinder durchaus damit umgehen können, dass ein Tag zwei verschiedene Bedeutungen hat – und dass die meisten durchaus auch im Erwachsenenalter davon wissen. Doch wie beides miteinander verbinden, so dass es nicht griesgrämig, sondern freundlich und fröhlich rüberkommt?

Pfarrerin Heidrun Viehweg von der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Bergerhausen hatte vor einigen Jahren eine, finde ich, geniale Idee. Mit einem Plakat verband sie das „Setting“ von Halloween mit der christlichen Botschaft der Gnade. 

Schild zu Halloween am Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Bergerhausen. Idee und Umsetzung: Pfarrerin Heidrun Viehweg
Pfarrhaus der Abrechnung. 
Sprich „Süßes oder Saures“ und erlebe Höllenqual.
Sprich: „Gesegneten Reformationstag“ und empfange volle Gnade.

Gerne wäre ich dabei gewesen und hätte gesehen, wie die Kinder und Jugendlichen (und die sie begleitenden Eltern) darauf reagieren. Welche Gespräche sich vielleicht auch daraus entwickelt haben. Wie viel Gelächter es gab wegen dieses humorvollen Schilds.

Auf die Frage, welche Höllenqualen sie vorbereitet hatten, habe ich bis jetzt aber keine Antwort bekommen. Vielleicht gab es an dieser Pfarrhaustür letzten Endes ja doch die Allversöhnung. Unverdiente Gnade für alle. Wenn das mal keine Botschaft für die Geister dieses Tages ist!