Hongkong singt Halleluja
Ein christlicher Song hat sich im wenig christlichen Hongkong zur Hymne der Proteste entwickelt

„Sing Halleluja to the Lord!“ Schon als Jugendlicher im Kindergottesdienstteam habe ich dieses Lied gerne und mit großer Begeisterung gesungen. 1974 von Linda Stassen-Benjamin, hat diese Melodie mit dem eingängigen und kurzen Text eine ganz besondere Anziehungskraft. Er beruhigt. Er macht, trotz Moll-Akkorden, hoffnungsvoll. Und er ist einfach schön.

Mehrere Medien berichten nun, dass ausgerechnet dieser Song eine ganz ungewöhnliche Entwicklung genommen hat, und zwar bei den seit Wochen andauernden Protesten in Hongkong. Dort sind etwa 10% der Bevölkerung Christen – doch die Melodie, die zunächst von einigen katholischen Studierenden angestimmt wurde, verbreitete sich über die Demonstrationen. Einfach zu singen, einfach zu erlernen, hat das Lied auch eine beruhigende Wirkung. Sie ist ein Zeichen: „Wir wollen keine Gewalt!“ Gerade in aufgeheizten Situationen in Konfrontation mit der Polizei trägt die Melodie offenbar zur Entspannung bei.

Von den Studierenden war das erst einmal gar nicht in dieser Form beabsichtigt – sie wollten durch das Singen von religiösen Liedern der Demonstration lediglich eine Form der Legalität geben, denn religiöse Versammlungen sind in Hongkong ohne Anmeldung erlaubt. Doch nun gibt es sogar Plakate, die darauf anspielen, dass die Polizei mit Gummigeschossen arbeitete: „Stop shooting, or we sing Halleluja to the Lord“. Hört auf zu schießen, oder wir singen Halleluja unserm Herrn!

Unsere christliche Religion – nicht immer war sie, leider, eine Religion des Friedens. Doch ich glaube und hoffe, dass sie das immer mehr wird. Dass immer mehr Menschen verstehen: Gott will nicht die Gewalt. Er will den Frieden. Die Versöhnung. Die Liebe. Was für ein Segen, wenn ein einfaches Lied diese Botschaft verbreitet – auch an Menschen, die von unserer Religion kaum eine Ahnung haben.