Ach, die neuen Medien. Wie schaffen wir es, vernünftig damit zu kommunizieren? Manche Jugendliche verfallen völlig in WhatsApp, Instagram oder Snapchat. "Essen ist fertig!" wird am einfachsten über die Familien-WhatsApp-Gruppe mitgeteilt, statt über den ohrenbetäubenden Lärm aus dem Kinder – äh, Entschuldigung, Jugendlichenzimmer anschreien zu wollen.
Die Kommunikation zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ist dabei jedoch immer etwas schwierig. Viele Erwachsene sträuben sich, ihre Handynummer herauszugeben, weil sie befürchten, dann von Nachrichten überrollt zu werden. Der Freistaat Bayern beispielsweise ist sehr konsequent und verbietet allen Lehrkräften, mit ihren Schülerinnen und Schülern über soziale Medien in direkten Kontakt zu treten. Nichts war's mit der WhatsApp-Gruppe für Latein oder Mathe, in der Übersetzungen und Lösungen diskutiert werden könnten. (Über Facebook reden wir hier gar nicht mehr, geht schließlich um Jugendliche.)
Während junge Menschen mit diesen neuen Kommunikationsformen ganz selbstverständlich aufwachsen, fällt es manchen Erwachsenen offenbar doch ziemlich schwer, das richtige Maß zu finden. So wurde letzten Monat ein katholischer Priester seines Amtes enthoben, weil er Jugendliche seiner Gemeinde mit missionarischen SMS geradezu überschwemmt hatte. "Hier sind die Termine für die Wallfahrt. Wäre das nicht was für dich?" Geht ja noch, wenn es ein- oder zweimal vorkommt. Doch bei bis zu 100 Nachrichten an eine einzige Person wurde es offenbar selbst den Nachrichtenschwemmen gewohnten Jugendlichen zu viel. Nachdem der Priester bereits seine vorherige Gemeinde wegen dieses Verhaltens verlassen musste, wurde er jetzt fürs erste in ein Kloster versetzt, um sich ganz einer Therapie widmen zu können.
Und was lernen wir daraus? Mission und Sendungsbewusstsein sind gut und schön. Aber vielleicht sollte die Mission nicht nur in der Technik, sondern auch in Inhalt, Form und Intensität an die Zielgruppe angepasst sein. Manche Kolleginnen und Kollegen haben ja auch durchaus positive Erfahrungen mit einer Konfirmanden-WhatsApp-Gruppe gemacht (ja, die Problematik des Datenschutzes ist durchaus bekannt!) Oder noch besser: Einer Gruppe für die Konfirmandeneltern – denn die Wahrscheinlichkeit, dass im Konfirmandenunterricht ausgeteilte Elternbriefe auch bei den Eltern ankommen, tendiert doch recht deutlich gegen Null. Auch Instagram und sogar Snapchat werden teilweise in der Jugendarbeit ausprobiert.
Der Unterschied zum Verhalten des oben genannten Pfarrers liegt vielleicht auch an einer ganz anderen Stelle. Offenbar hatte er das Wesen von Social Media nicht begriffen. Nämlich: Dass die Nachrichten-Einbahnstraße ("Ich sende Nachrichten, die anderen empfangen sie") abgeschafft ist und durch (weitgehend) gleichberechtigte Kommunikation in beiden Richtungen ersetzt wurde.
Wenn wir unser evangelisches "Priestertum aller Gläubigen" ernst nehmen, entspricht das ja auch viel mehr unserem Bild einer funktionierenden Gemeinde. Eben nicht: Alle schlafen, einer spricht – sondern alle bringen sich mit ihren Möglichkeiten ein. Das könnte spannend werden. Und weit mehr als 100 Nachrichten hervorbringen – ohne dass sich jemand davon belästigt fühlt.