In diesen Tagen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass irgend ein Event mit nationalem Charakter im Gange ist. Überall sind Nationalflaggen zu sehen. Gestern erst fuhr ich hinter einem Auto her, das kaum noch als solches zu erkennen war: Rechts und links jeweils vier bis fünf der üblichen Ansteckfahnen, schwarz-rot-goldene Überzüge über den Rückspiegeln, eine Fahne im Rückfenster, eine aus dem Kofferraum herausflatternd, außerdem hinten eine Reihe Wimpel irgendwie ums Auto herumgespannt. Also, schneller als 50 würde ich mit dem Ding ja nicht fahren wollen. Nun ja, man kann's auch übertreiben.
Manche Menschen mit einem Geschichtsbewusstsein, das mehr als fünf Minuten zurückblickt, werden vielleicht auch ein wenig unangenehm berührt sein ob dieses Zusammenspiels von Kirche und Nationalstaat. Fahnen an der Kirche hatten wir schon mal, war nicht so richtig gut, gelinde gesagt. Auf der anderen Seite müssen wir auch wirklich sagen: Die Situation heute ist zum Glück eine ganz andere. Und es geht doch lediglich darum, die eigene Sympathie für die Fußball-Nationalmannschaft auszudrücken. Ja, ich glaube, so eine Aktion darf schon mal sein.
Wäre natürlich eine super Kulisse für ein Public Viewing am Samstag zum Viertelfinalspiel gegen Italien. Leider kann die Folie übers Wochenende nicht dran bleiben – sie wird laut Meldung des SWR schon am Montag woanders gebraucht. Vermutlich fürs Halbfinale. Wollen wir's mal hoffen. Umgefärbt auf Italien werden die Folien jedenfalls nicht.