„Lieber Rosen am Montag als Asche am Mittwoch“. So titelte die CDU Rheinland-Pfalz in dieser Woche. Spitzenkandidatin Julia Klöckner postete es auf ihrer Facebook-Seite.
Nun wollen wir uns in die Wahlen dort ja überhaupt nicht einmischen. Doch wenn schon eine Partei, die sich christlich nennt, sich derart von alten christlichen Traditionen distanziert, ist es vielleicht an der Zeit, diese mal wieder ins Gedächtnis zurückzurufen.
Aber zurück zum Aschermittwoch. Es ist schön, zu feiern. Es ist schön, mal unbeschwert und lustig zu sein, fröhlich, gemeinsam Spaß zu haben. Ja, das gehört zu unserem Leben unbedingt dazu. Doch wir wissen: Das ist nur die eine Seite des Lebens. Die andere Seite: Das ist alles das, wo wir versagen. Wo wir Schuld auf uns laden. Und alles das, wo unser Leben nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, selbst wenn wir vielleicht nichts dafür können. Krankheit, Tod, Unglücke: Alles das kommt so unverhofft und schnell über uns, so wie jetzt dieses schreckliche Zugunglück in Bad Aibling.
Es ist eine uralte christliche Tradition, sich an diesem Tag daran zu erinnern: Unser Leben auf dieser Welt ist beschränkt, endlich und eben nicht nur die große Sause. Ein Aschekreuz auf der Stirn oder über den Kopf gestreute Asche erinnert daran. Die Gottesdienste an diesem Tag rufen zur Umkehr auf, zur Buße und zum Fasten.
Ich bin nun wirklich ein Mensch, der gerne die befreiende, fröhlich machende Seite unseres Glaubens betont. Unsere Botschaft ist ein „Evangelium“, zu deutsch: Frohe Botschaft. Aber die dunklen Seiten unseres Lebens lassen sich nicht wegleugnen, das hat auch gar keinen Sinn. Wir sind verstrickt in alles, was in dieser Welt vor sich geht. Unser Handeln hat Auswirkungen. Die Waffen, die in Syrien zum Einsatz kommen, wurden zum Teil von deutschen Firmen produziert – unsere Volkswirtschaft hat davon profitiert, es wurden (hoffentlich) Steuern darauf gezahlt, die unserem Staat zugutekamen. Der Kaffee, den wir trinken, die Kleidung die wir billig kaufen: Am anderen Ende sind Menschen, die zum Teil unter unwürdigen Bedingungen für uns arbeiten, auch wenn wir sie nicht sehen. Und die Menschen, die nun zu Hunderttausenden zu uns fliehen: Haben wir nicht einen großen Teil ihrer Not selbst verursacht, angefangen schon in der Kolonialzeit? Natürlich nicht wir selbst und nicht allein. Aber wir sind verstrickt in alle diese Zusammenhänge und profitieren davon.
Ein wenig Asche, ein wenig Nachdenken und, ja, Buße: Das, glaube ich, tut uns gut an diesem Tag. Nachdenken über unsere eigene Endlichkeit. Über unseren eigenen Platz in dieser Welt. Darüber, was wir besser machen und ändern können. Kurz: Umkehr.
Das Schöne an unserem christlichen Glauben ist ja aber: Das ist noch nicht alles. Wir müssen nicht dabei stehen bleiben, dass wir ja ach so mies sind und alles falsch machen. Denn diese Passions- und Fastenzeit, sie endet mit dem Osterfest. Sie erinnert uns daran, dass Jesus von Nazareth alles das auf sich genommen hat. Er ist gestorben, um uns frei zu machen von all dem, was uns niederdrückt. Das ist unsere frohe Botschaft.
Nachdenken, Büßen, Umkehren: Anfangen könnte man ja auch bei den Rosen. Denn auch die werden häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert. Vielleicht sollten wir als Christen sagen: Lieber Asche am Mittwoch als Rosen am Montag.
Ich wünsche Ihnen einen nachdenklichen und befreienden Aschermittwoch.