Heute haben wir eine sehr delikate Nachricht für Sie, die möglicherweise die Grundfesten Ihres Glaubens erschüttern wird. Bitte halten Sie sich fest: Auch Kirchen werden dreckig. Ja, selbst der Heilige Geist, der ja bekanntlich weht, wo er will, ist sich zu schade, einmal als Staubsauger tätig zu werden. Ist ja auch alles nur toter Stein, keine lebendige Gemeinde, was da verstaubt. Alles nur Nebensache, so schön es eventuell auch sein mag. Und muss, wie alles andere auf der Welt, gelegentlich geputzt werden, sonst verstaubt und verdreckt es. Nur – wie kommt man denn da ran? Kirchen, zumal ältere, haben ja doch eine gewisse Tendenz zur Höhe, wollen die Verbindung zum Himmel symbolisieren, die Augen und den Geist nach oben richten, von wo den andächtigen Gottesdienstbesucherinnen und besuchern dann Staubflocken ins Auge rieseln (in einer Kirche, in der ich mal tätig war, werden die Abendmahlsgeräte jetzt die längste Zeit des Gottesdienstes abgedeckt, seit sich einmal ein kleinerer Brocken Stuck während des Gottesdienstes löste und zielsicher in den Abendmahlswein plumpste, so wurde mir zumindest erzählt.)
Die längsten Leitern kommen nicht bis ganz nach oben, der Hubsteiger vom Bauhof passt nicht durch die Kirchentür und einmal im Jahr ein Gerüst aufbauen, nur um mal Staub wischen zu können, ist auch ziemlich teuer auf die Dauer.
Wie gut, dass die moderne Technik hilft: Was als cooles Spielzeug begann, nämlich ferngesteuerte Drohnen, wird nun in der Kirche in Grafrath zur Reinigung des Kirchturms von Spinnweben und Staub verwendet. Zwar kann die Drohne keine Staubwedel tragen, aber es reicht schon, einfach in die Spinnweben hineinzufliegen und außerdem mit den Rotoren gehörig, nun ja, Staub aufzuwirbeln. Schon ist alles wieder sauber und der Heilige Geist kann wieder gehörig durchpfeifen. Wenn er will.
Dass diese Putzaktion nebenbei vermutlich auch noch gehörig Spaß gemacht hat, ist ja nicht das Schlechteste daran.