Pfarrerpizza
Foto: Julian-Alexander Bauer
So ein Pfarrer, eine Pfarrerin hat ja mit der Versorgung seiner "Herde" einiges zu tun. Wie wäre es mal mit einer schnellen Lösung? Nebenbei erfahren Sie einiges über die Geschichte der christlichen Kochkunst ...

Essen verbindet, das wusste schon Jesus, der damals das Abendmahl stiftete, durch das sich noch heute die meisten christlichen Gemeinden weltweit verbunden fühlen – oder eben getrennt, wo eine gemeinsame Feier aus theologischen Gründen (noch?) nicht möglich ist.

Natürlich fühlen sich auch die Pfarrerinnen und Pfarrer bemüßigt, zum Behufe einer wohlfühligen Gemeindegesamtsituation für gutes Essen und gute Stimmung zu sorgen. Schließlich hat auch Jesus schon etwas gesagt von dem guten Hirten, der seine Schafe weidet. Daraus ergab sich über die damals recht weit verbreitete lateinische Sprache die Berufsbezeichnung „Pastor“, zu deutsch: Hirte. Heute würde man vermutlich Caterer sagen, also jedenfalls der, der sich ums leibliche Wohl zu kümmern hat. Eine weibliche Form der Berufsbezeichnung hat sich übrigens erst in den letzten Jahren herauskristallisiert. Neben „Paste“ und „Pasteuse“ hatte auch die „Pastesse“ gegen „Pastorin“ letzlich keine Chance.

So oder so: Jene Pastoren/Caterer-/innen/Pastessen hatten schon immer eine besondere Beziehung zum Essen und Trinken und machten sich um die Zubereitung von Speisen verdient. Denn leider, leider stellte sich schnell heraus, dass der Vergleich der Gemeinde mit einer Schafsherde zumindest an der Stelle hinkt, dass menschliche Schafe eher schlecht für ein Menü aus frischem Gras zu begeistern sind. So erfand etwa der berühmte Pfarrer Salius Amicus im 12. Jahrhundert die nach ihm benannte Salami. Oder denken wir nur an einen gewissen Johann Ludwig, der sich damals, als das Französische en vogue war, lieber französisiert Jean Louis, Pasteur (französisch für Pastor) nannte und sich um die Haltbarmachung von Kuh,- Schafs- und sonstiger Milch bemühte. Bis heute ist fast jede Milch „pasteurisiert“, schauen Sie doch mal auf Ihrer aktuellen Milchpackung nach.

Doch ach, was sollen die armen Pfarrer/innen, Pasteur/innen und weitere Predigtspersonen beiderlei Geschlechts ihren nicht-Gras-fressenden Gemeindegliedern heute nur anbieten? Zu mehr als einem Tässchen Kaffee nach dem Gottesdienst reicht es zumeist nicht mehr in der heutigen, schnelllebigen Zeit, soll doch die Predigt schon nicht mehr länger als fünf Minuten dauern, wo früher zwei Stunden Pflicht waren. Aber wie wäre es, einfach mal ganz entspannt zum Italiener nebenan zu gehen und an jenen Pfarrer zu erinnern, der damals in Nizza eine runde Speise in Tellergröße erfand und sie nach dem Anfangsbuchstaben seines Berufs („P“) und den Endbuchstaben seiner Heimatstadt („izza“) benannte? In dem schönen Örtchen Niederwerrn bei Schweinfurt jedenfalls gibt es extra eine Pizza Pastore. Belegt mit Schafs(!)käse aus pastorisierter(!) Schafsmilch, den traditionell israelitischen Feigen sowie, um dem Ganzen noch etwas nahrhaftes zu geben, mit Sahne aus wiederum pastorisierter(!) Kuhmilch. Vielleicht geben Sie ja auch Ihrem/Ihrer Pfarrer/Pasteur/Pastor/in mal einen aus? Wir wünschen guten Appetit!

Übrigens: Jegliche Ähnlichkeit mit wahren historischen Begebenheiten ist, abgesehen von der Pizzeria in Niederwerrn, der Sache mit dem Abendmahl und der Gemeinde als Schafsherde, frei erfunden. Nicht, dass Sie nun diverse Wikipedia-Artikel aktualisieren und diesen Text als Quelle angeben.