Es war einmal in einem US-amerikanischen Staat, der ganz den Vorstellungen der National Rifle Association entsprach. Was für ein Traum für die Waffenindustrie: Jeder einzelne Mensch trug hier mindestens eine Handfeuerwaffe! Am besten gleich zwei, und noch ein kleines Pistölchen im Schuh. Frauen, Männer, Kinder, keiner wollte mehr auf die Straße gehen, ohne sich selbst bestens schützen zu können. Anders war Leben hier gar nicht mehr vorstellbar. Welch ein Friede! Welche Sicherheit, weil jeder sich zu verteidigen wusste!
Und dann kam der Tag, an dem ein irregeleiteter Weißer in seinem großen, kranken Hass auf alle, die anders – sprich: schwarz – sind, eine Kirche von Schwarzen stürmte, seine Waffen in der Hand, und einmal richtig aufräumen wollte. Möglichst viele dieser Nigger wollte er in den Tod reißen! Sie waren doch Schuld an allem Unheil, seit dem Ende des Bürgerkriegs und der Sklaverei ging es doch nur noch abwärts!
Und Jesus am Kreuz, getroffen von fünf Kugeln, schon angekokelt von den Flammen des brennenden Altars, begann zu weinen. Was war aus seiner Botschaft von Liebe, Versöhnung, Frieden geworden? Meinten sie wirklich, mehr Waffen brächten mehr Frieden? Hatte er nicht gesagt: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen“? „Ach, meine geliebten Kinder“ seufzte er. Und zum zweiten Mal starb Gottes Sohn einen gewaltsamen Tod durch Menschenhand.
Mein größter Respekt gilt den Brüdern und Schwestern der betroffenen Gemeinde in Charleston, die weiter an Jesu Botschaft von Liebe und Versöhnung festhalten. Das „I forgive you“, gerichtet an den Mörder ihrer eigenen Mitglieder, wird ihnen alles andere als leicht gefallen sein. Beten wir mit ihnen für eine Welt ohne Hass und ohne Gewalt.