Nun ist es also halb amtlich: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar soll wegen der völlig überaschend in Katar stattfindenden übergroßen Sommerhitze lieber im Winter stattfinden, also genauer gesagt: Kurz vor Weihnachten. Da ist das Wetter in Katar besser: Gelegentlich Regen und Sandstürme, da lässt es sich gleich besser Fußball spielen.
Während andere noch rätseln, was das für Auswirkungen auf den Terminplan sämtlicher Fußball-Ligen der Welt haben wird, fragen wir uns natürlich als erstes: Was machen wir dann mit unserem guten alten Weihnachten? Papst Franziskus ließ über die Satireseite Postillion schon mitteilen, er werde den Weihnachtstermin einfach auf den 24. Juni verlegen, kein Problem. Die evangelische Kirche tendiert eher dazu, den 1. Advent am ersten Sonntag nach dem ersten Sommervollmond zu feiern, das wäre dann der 17. Juli 2022. Den ersten Weihnachtsfeiertag legen wir dann auf den Sonntag nach dem 4. Advent, also den 14. August 2022, leider etwas später als die Katholiken, aber das kann man nun mal nicht ändern. Die Orthodoxe Kirche soll den 6. August ins Gespräch gebracht haben; der ist für die evangelische Kirche aber leider undenkbar, denn da habe ich Urlaub.
Sollte das mit der Weihnachtsterminverlegung dann doch nicht klappen, haben wir ja noch einige Jahre Zeit, sowohl Fußball als auch Advents- und Weihnachtszeit aneinander anzupassen. Dass Fußballspiel und Gottesdienst einige Parallelen aufweisen, haben wir ja schon vor längerer Zeit in diesem Blog beschrieben. Nun werden sie nach und nach eins:
Weihnachtsbaumkugeln mit Fußballmuster werden in den nächsten Jahren der große Renner. Auch Adventskranzkerzen in Ballform werden den Markt erobern. Adventskränze tragen in diesem Jahr sieben Kerzen: Für jedes gewonnene Spiel wird eine Kerze mehr angezündet, bis zur Weltmeisterkerze.
Weihnachtsmarkt- (ach, Entschuldigung, Wintermarkt-)Betreiber richten sich auf einen erhöhten Glühwein-Konsum ein, werden sich aber hüten, für jedes deutsche Tor einen auszugeben. Public Viewings bringen mittels Heizpilzeinsatz den gesamten CO2-Haushalt Europas durcheinander.
Auch die Lesungen in den Gottesdiensten werden selbstverständlich an die aktuelle Situation angepasst. Wie wäre es mit Josua 2,7? („Die aber jagten den Männern nach auf dem Wege zum Jordan bis an die Furten, und man schloss das Tor zu, als die draußen waren, die ihnen nachjagten.“) Speziell die Torhüter werden natürlich auch gerne von ihrem berühmten Vorgänger in 1. Chronik 9, 21 hören. („Secharja aber, der Sohn Meschelemjas, war Hüter am Tor der Stiftshütte.“)
Vielleicht aber, vielleicht, lassen wir auch einfach alles, wie es ist. Und hören, welche Kraft unsere frohe Botschaft entfalten. „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren ist!“ - eine Botschaft, die zuallerst die kleinen Leute erreichte. Die Hirten. „Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat“ (Jesaja 40, 1-2) – eine Botschaft der Befreiung.
Eine Botschaft der Befreiung: Vielleicht für alle die Geknechteten, die für dieses ach so große Ereignis schuften mussten? Die unter menschenunwürdigen Bedingungen die Stadien erbauten? Die ihr Leben ließen, damit wir für einen Monat Spaß haben und die besten der besten im Fußball küren können? Vielleicht können sie, die in der sengenden Wüstenhitze arbeiten mussten, viel mehr begreifen, was die Prophezeiung des Jesaja bedeutet:
Jesaja 35, 3-10
Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Saget den verzagten Herzen: «Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! (...) Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. (...) Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Das wird ein Weihnachten.