Wer kennt sie nicht: Diese kirchlichen Besprechungszimmer. Liebevoll eingerichtet, mit Spitzendeckchen und allem Drum und Dran. Irgend jemand ist anscheinend extra dafür angestellt, sorgfältig noch eine Handvoll Staub drüberzustreuen. In diesem Raum trifft sich dann einmal jährlich der Sockenstrickkreis für Afrika 1887 e.V., bestehend aus Tante Gertrude und Oma Evchen, weshalb natürlich der Raum auch nicht anderweitig genutzt geschweige denn in irgend einem Detail verändert werden darf. Und wenn er dann doch einer anderen Verwendung zugeführt werden soll, muss vorher der uralte, wurmstichige, aber historisch wertvolle (weil vom beliebten und unvergessenen Vor-Vor-Vorgängerpfarrer angeschaffte) Tisch erdbebensicher in einem Archiv untergebracht werden. Zum Beispiel da, wo auch die PCs von 1990 lagern, die „man ja vielleicht nochmal irgendwann brauchen könnte, zum Beispiel für die Jugendarbeit“.
Ja, manchmal kommt Kirche so verstaubt daher. Zum Glück nicht immer. Manchmal scheint es mir sogar, als hätten wir als Kirche so eine Art kulturellen Auftrag, nicht nur historisch wertvolle Kirchengebäude zu erhalten, sondern auch solche Dinge wie diesen Besprechungsraum. Denn: Es gibt Menschen, die fühlen sich darin wohl. Es gibt Menschen, die fühlen sich zu Hause, wenn da ein Spitzendeckchen auf dem alten Eichentisch liegt und sie in aller Ruhe Socken für die armen Kinder in Afrika stricken können. Wenn wir ihnen diesen Raum nehmen, Luft hineinlassen und helle Farben, sagen wir ihnen nicht damit: „Du hast in dieser neuen Form von Kirche nichts zu suchen!“?
Bei Jesus jedenfalls sind alle Menschen willkommen. Egal, ob sie jung sind oder alt, dynamisch oder vergreist, progressiv oder konservativ. Egal, ob sie stricken oder twittern. Egal, ob ihre Möbel aus Eiche sind oder von Ikea. Wie wird Kirche zu einer Gemeinschaft, in der alle ihren Platz haben? Und wie behält sie bei all dieser Unterschiedlichkeit trotzdem ihre Erkennbarkeit als eine Kirche?