Einfach machen.
Ein Text für den 29. Juli: der Gedenktag der heiligen Martha, der Patronin aller Macher*innen.

Heute, am 29. Juli, ist der Gedenktag der heiligen Martha.

Im Lukasevangelium steht die Geschichte, wegen der sie berühmt wurde: Als Jesus mit seinen Jünger*innen in ihr Dorf kommt, nimmt sie ihn bei sich auf. Sie bewirtet Jesus und die anderen und kümmert sich um alles, während ihre Schwester Maria sich Jesus zu Füßen setzt und ihm zuhört. Martha wird deshalb zornig. Jesus dagegen verteidigt Maria und sagt, sie hätte „das Bessere gewählt“.

Der Legende nach soll Martha (deren Name „die Herrin“ bedeutet) später nach Südfrankreich emigriert sein und in der Nähe von Marseille ein Kloster gegründet haben. Und dann geschah das, was ich euch heute am Marthatag erzählen will:

In der Nähe eines kleinen Dorfes lebte ein Drache mit blauschimmernden Schuppen aus Stahl. Er ernährte sich von wilden Tieren, von herumstreifenden Wanderern und von übermütigen Jungfrauen. Das ganze kleine Dorf fürchtete ihn. Es schickte seine tapfersten Männer, um ihn zu besiegen. Aber sie verbrannten in seinem Feueratem.
Das Dorf bat den König um Hilfe. Aber der hatte anderes zu tun. Vielleicht zu jemandes Füßen sitzen. 

Das Dorf bat die Ritter um Hilfe, aber weil keine Prinzessin und kein Schatz zu gewinnen war, hatten sie kein Interesse.

Da kam eine Frau in einem weißen Kleid vorbei. Es war die heilige Martha. Als sie von dem Drachen hörte, ging sie zum Fluß, in dessen Nähe er hauste. Sie setzte sich auf einen Stein und begann zu singen. Da brodelte das Wasser und der Drache tauchte daraus auf. Auf seinen Schuppen glänzten die Tropfen. Martha aber sang einfach weiter. So wie sie damals kochte und servierte und tat, was zu tun war - so tat sie auch jetzt, was eben zu tun war: sie sang, der Drache lauschte. Legte ihr schließlich den Kopf in den Schoß und schlief ein.

Martha nahm ein Seil und band es ihm um den Hals. Als der Drache erwachte, war er zahm und lieb wie ein Golden Retriever, nur nicht so stürmisch (was hilfreich war, da er, wie wir wissen, im Eifer des Gefechts zum Feuerspucken neigte).

Von nun an begleitete er die heilige Martha: ein blauer „Goldener Drache der Weisheit“ wie später nur noch Frau Mahlzahn bei Jim Knopf.

Und wenn die beiden, der Drache und Martha, danach Jesus getroffen haben (und natürlich haben sie, wie könnte es anders sein), dann bin ich ziemlich sicher, dass Martha zu Jesus sagte: Siehst du. Manchmal muss man einfach machen.

Wochenaufgabe also: Einfach machen. Kochen, Drachen zähmen, mal Herrin im Hause sein und was es sonst so zu tun gibt.