"Geistvoll in die Woche"
Papierflieger
Gestern, am 26. Mai, war der Tag des Papierfliegers. Leider kennt kaum jemand diesen kuriosen Feiertag. Dabei könnten Papierflieger die Welt zu einem besseren Ort machen.

Einen meiner liebsten Freunde hab ich über einen Papierflieger gefunden. Er wohnte im Haus gegenüber und jeden Tag, wenn ich von der Schule nach Hause kam, stand er am Fenster im ersten Stock gegenüber und lächelte mir zaghaft zu. Das ging über Wochen so. Er war nämlich schüchtern. Und ich dummerweise auch.
Irgendwann war er mutig genug zu winken. 

Und ich winkte zurück. 
Wenige Tage später war das erste Mal das Fenster offen. 
Er stand da und hatte einen Papierflieger in der Hand und als er mich sah, ließ er ihn in meine Richtung runter segeln. Er wäre beinah in einem Gulli gelandet, weil ich nicht sehr talentiert bin im Papierfliegerauffangen, aber ich hab den Flieger aufgehoben und aufgefaltet und da stand: Willst Du mich vielleicht besuchen? 
Und ich hab genickt und bin zu Michael hoch. 

Dort haben wir einfach noch mehr Papierflieger gefaltet, damit unsere Hände was zu tun hatten und man sich nicht dauernd anschauen musste, wenn man sich zum ersten Mal unterhalten muss. Papierfliegerfalten ist wirklich gut, wenn man sich noch fremd ist, sich aber ganz gerne mag... 

Vor einigen Tagen ist mir diese Begebenheit wieder eingefallen. Da hab ich nämlich einen Papierflieger gefunden mitten im Feld beim Spazierengehen. Er war aus hellblauem Papier, aber es stand leider nichts drauf- und darüber war ich dann ein bisschen enttäuscht. Ich liebe nämlich Botschaften, die aus dem Nichts auftauchen und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern...
Deshalb hab ich mir dann gedacht, dass ich eben selbst mal wieder ein paar Papierflieger bauen sollte. Mit ein paar Freundlichkeiten für die kleine Welt da draußen. Zumal man ohnehin dringend mal wieder ein paar gute Nachrichten in die Welt fliegen lassen sollte... wenigstens im Nahbereich. Also hab ich sieben Papierflieger gebastelt und auf jeden was Nettes drauf geschrieben. Und beim nächsten Spaziergang bin ich auf die Berge und Hügel geklettert, die es in einer Stadt so gibt. Also Hochhäuser, Spielplatzburgen, Bäume und habe jeweils einen Flieger davon segeln lassen. Ich weiß nicht, wer sie gefunden hat und ob überhaupt. Aber gefühlt hab ich mich, als ob ich sie alle selbst gefunden hätte. :) 

Deshalb mein Appell an Euch: Faltet mal wieder einen Papierflieger, schreibt was Schönes drauf und lasst ihn dahin fliegen, wo diese Freundlichkeit gebraucht wird. Zur Not also auch direkt in einen einsamen Briefkasten. Das Paradies ist nämlich ein Ort, wo Papierflieger wie Schmetterlinge rumflattern werden! Da bin ich mir beinah ganz sicher...