Hin und wieder postet jemand auf Instagram ein Bild mit der Bemerkung: „Du bist dran …“ Immer geht es um schöne Dinge. Eine Erinnerung. Ein schwarz-weiß-Bild. Das letzte Foto. Eines von Blumen oder eines vom Himmel, es gibt viele gute Gründe zu sagen, „du bist dran“. Daran denke ich in diesen Tagen, die immer dunkler werden und oft trostlos sind. Gewiss, die Adventszeit hat begonnen, die frohen Wochen des Wartens auf die Geburt Jesu. In diesem Jahr endet das Warten sogar früher als sonst, der vierte Adventssonntag fällt auf den Heiligen Abend, das ist selten.
Draußen schneiberlt’s (welch herrliche Wortschöpfung aus Österreich, wenn‘s durcheinander schneit und graupelt). Drinnen brennt die erste Kerze auf dem Adventskranz, und der Mistelzweig hängt auch schon am roten Band über der Tür. Jetzt wollen Geschenke gekauft, Plätzchen gebacken, Christbaumschmuck gebastelt, Lieder einstudiert, fertige Geschenke fürs Ausland verpackt und – oh Schreck – zur Post gebracht werden. Für den Heiligen, eiligen Abend. Und nicht zu vergessen: Die Nikolausstiefel für übermorgen füllen. Ganz nebenbei will auch noch die Familie versorgt und die Arbeit nicht vernachlässigt werden.
Fröhliche, eilige Weihnachten …
Im anderen Draußen herrscht unverändert Krieg in der Ukraine, und den Menschen steht der zweite Winter unter extremen Bedingungen bevor. Im anderen Draußen sind noch immer israelische Geiseln in den Händen der Hamas-Terroristen, und die Angst der Angehören wächst ebenso wie das Leid der vielen unschuldigen Menschen hier wie dort; vor allem das der Kinder. Im „unserem“ anderen Draußen ist das politische Klima Dank der (richtigen!) Haushaltsentscheidung des Bundesverfassungsgerichts miserabel, und es streikt die Bahn (falls sie fährt), wann sie will. Da ist man froh, daheim bleiben zu können und keine Weihnachtsansprache halten zu müssen.
Du bist dran …
Ich denke an ein Foto, das ich vor dem ersten Advent gemacht habe, auf dem Münchner Viktualienmarkt, als ich den Mistelzweig erwarb und auch die ersten Weihnachtsgeschenke – und der große Schnee in weiter Ferne lag. Der Christkindlmarkt war noch nicht eröffnet, im katholischen Bayern sind wir nicht so schnell wie andere Gegenden. Hier wird der Christbaum erst nach dem (evangelischen) Ewigkeitssonntag und dem (katholischen) Christkönigsfest „angeleuchtet“. Und nicht Wochen vorher.
Auf dem Bild aber sind die ersten Vorboten der Weihnacht schon zu sehen. Es sind Sterne, rot und gelb und weiß. Es sind Sterne vor knallblauem Himmel. Angestrahlt von der Sonne. Und im Hintergrund: das Spielzeugmuseum. Es ist ein Bild des Glücks.
An dieses Du-bist-dran will ich denken, wenn mich die Dunkelheit überkommt. Wenn mir alles zu viel wird, weil alles immer gleichzeitig ist. Das Draußen und Drinnen. Und die Adventszeit ihre Bedeutung zu verlieren droht. An dieses Du-bist-dran will ich denken, bis der vierte Adventssonntag kommt.
Denn dann ist ein anderer dran: Gott.
Da schenkt er uns seinen Sohn. Am Heiligen Abend, der keine Eile mehr kennt. Wenn wir singen, uns beschenken und uns beschenken lassen, auch von Gott. Und aus der Dunkelheit Licht wird. Ein Licht, das leuchtet wie die Sterne auf meinem Bild.