Ich kann diese Frage nicht mehr hören: "Glaubst du an Gott?".
Die Frage ist völlig verglüht, sie ist die Asche ihrer selbst.
Sie nimmt sich meist gar nicht mehr ernst. Sie verschließt schon, bevor eine Antwort entsteht. Sie erwartet keine echte Antwort, außer vielleicht ein belangloses Bekenntnis.
Denn: was soll man darauf antworten? 'Ja' - und dann?
Was für ein Gespräch soll daraufhin entstehen?
Das religiöse Leben öffnet sich auf ganze andere Fragen hin:
'Was ist dir heilig?' oder 'Worüber staunst du nachhaltig?' oder ''Wann merkst du etwas Religiöses?'
Solche Fragen provozieren eine Beschreibung. Ich sage dann zb, 'wenn ich draußen schlafe und es rauscht nachts in den Baumkronen, dann höre ich irgendwie das ganze Universum und mich darin.' Dann können wir weiterreden. Ob mein Gegenüber sowas auch kennt. Wie er oder sie das Gleiche nennt. Nur Beschreibungen erzeugen Beschreibungen. Die kann man dann aneinanderhalten, vergleichen, unterscheiden. Ohne dass eine den anderen überzeugen müßte. Freude am gemeinsamen Finden.
'Ich glaube an Gott.' ist ein Schlusssatz. Danach folgt Nicken oder Abwendung. Er eröffnet nichts. Die Frage und die Antwort bewegen sich in einem traditionellen Raum, den ein paar Eingeweihte zu bewohnen meinen. Die Antwort trennt oder verbindet sie auf schlechte Weise. Denn keiner von beiden ist hinterher klüger.
Entdecken dagegen geht auch mit Eingeweihten und ihren christlichen Erbstücken: 'Wie findest du Jesus?' oder 'Was gefällt dir an Jesus und was nervt dich?' Menschlich fragen, nicht dogmatisch.
Dogmatisch wäre eine Frage wie 'Glaubst du, dass Jesus Gottes Sohn war?' Was will diese Frage ermitteln? Welchen Raum eröffnet sie? Sie ist geschlossen, sie ist inquisitorisch und fragt baskische Glaubens-Sätze ab.
Aber Christen brauchen Gespräch über geistliches Leben, auch über die Formen der Annäherung. Die gibt es ja überall. Leute umarmen Bäume und forschen nach Umfassendem in ihrem eigenen Körper. Sie haben Eingebungen und erleben einen einzigen Blick vor 14 Jahren als Lebenswende. Sie glauben deswegen nicht gleich 'an Gott'. Und 'an Jesus' schon gar nicht. Aber die stehen vor manchem - wie einst Mose - tief erstaunt: Das brennt etwas und verbrennt doch nicht. Und es sagt 'ich bin da'.
Also fragt euch offen: Wo bist du berührt? Was ersehnst du? Was hat dich dankbar gemacht?
Denn es geht darum, aus welchen Haltungen wir leben. Das ist sagbar, vergleichbar und tröstet auch.
Und am Ende kannst du vielleicht auf die fantasieloseste Frage aller Zeiten antworten: "Gott glaubt an mich."