Ein neues Jahr hat angefangen. Rückschauen hat es genug gegeben. Und ändern lässt sich eh nichts mehr. Anfang 2022 schrieb ich noch einen Wunschzettel an das Neues Jahr, mit Wünschen für jeden Monat. Doch ich wünsche mir nichts für die Zukunft. Denn auch 2022 hat mich gelehrt, dass es nicht sinnvoll ist, zu weit nach vorn zu schauen. Was nützte es mir beispielsweise, wenn ich mir etwas für den Sommer wünschte und … Was hilft mir überhaupt der Blick auf Morgen, da ich doch heute lebe und nicht morgen? Und dieses Morgen immer Heute ist, sobald es da ist.
Im vergangenen Jahr habe ich ein neues Buch geschrieben. Eines über das Vaterunser. Alles bin ich durchgegangen, jede Bitte, jeden Lobpreis. Weil ich nicht länger beten will, was ich nicht glaube. Ich kann es nicht.
Vieles hat mich sehr beschäftigt, eine Bitte ganz besonders. Es ist die Bitte um das tägliche Brot. Ich möchte nicht allzu viel verraten, das Buch erscheint im Februar, da kann man alles nachlesen, wenn man es will.
Beim Schreiben ist mir gleich aufgefallen, dass es nichts Materielles ist, um das ich bitte. Mir fehlt es, Gott sei Dank, nicht am Brot aus Roggen oder Weizen. Es sind ganz andere Dinge, um die ich Gott im Vaterunser bitte.
Ich bitte um sein Brot.
Das ist die Einsicht, die mir fehlt; das ist die Rettung, die mich rettet; das ist die Gnade, die von ihm kommt, und sein Wille, der geschehe.
Das ist der Mut, nicht aufzugeben; das ist die Hoffnung, die ich brauche; das ist die Stärke, die er mir gibt, und der Glaube, den er mir schenkt.
Das ist das Feuer, das in mir brennt; das ist das Wasser, von dem ich trinke; das ist die Erde, auf der ich wohne, und die Luft, die mich belebt.
Das ist der Duft der bunten Wiese; das ist der Atem, der durch mich strömt; das sind die Farben, die ich sehe, und die Träume, die ich habe.
Das ist der Wohlklang in meinen Ohren, das ist Musik, die mich erfreut; das sind die Freunde, die zu mir halten, und die Liebe meines Lebens.
Das ist das Leben, das er mir gibt; das ist die Schuld, die er vergibt; das ist das Licht, das in mir leuchtet, und die Nacht, die Ruhe bringt.
Das ist sein Reich, das zu mir komme; das ist die Kraft, die von ihm stammt; das sind die Sterne, die für mich strahlen, mit einem Gruß der beiden Brüder.
Das sind die Worte, die mich trösten, wenn meine Zweifel wieder kommen; das ist die Stimme, die zu mir sagt: Ich glaub an dich.
Das alles erbitte ich von Gott. Ich wage es, darum für jeden Tag im Neuen Jahr zu bitten, geht es doch in dem Gebet um "unser tägliches Brot". Täglich, nicht alltäglich.
Ich wage es aber auch wegen der schönen Jahreslosung: "Du bist ein Gott, der mich sieht." (Gen 16,13) Ich hoffe sehr, dass er mich sieht. – Und dass er hört, was ich ihm sagen will, wenn ich bete, "Vater unser …".