Was nicht hilft und was doch
Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten. Und immer wieder wütend sein aus Gründen. Und hilflos.

Ich kann wirklich nicht noch einen offenen Brief irgendwelcher „Intellektueller“ ertragen. Oder ein „da kann man halt nix machen“ bebildert mit einem lächelnden Mann im Talar. Auch kein bedeutungsschwangeres „jetzt ist alles anders“ und gerauntes „können wir noch Bücher lesen“ von welchen, denen Aleppo und Srebrenica anscheinend entfallen sind. Während ich bei letzterem in meinem deutschen Kinderzimmer saß auf meinem deutschen Bett aus deutschem Sperrholz und wusste, dass ich keine Pazifistin mehr sein konnte.

Wütend und hilflos bin ich. Und oft habe ich Angst - vor dem Krieg natürlich und Putin und manchmal auch vor denen, denen in ihrer Friedenstaubenhaftigkeit Demokratie und Mitgefühl so wenig wert zu sein scheinen. Zum Glück kenne ich mich mit Angst richtig gut aus und weiß, in welchen YouTube-Videos gezeigt wird, wie man dem Gehirn die Panikattacke wegklopft.


Ich kann nicht aufhören, an dieses eine Mädchen in Mariupol zu denken und den Geruch der Leiche ihrer Mutter im Bunker nach mehreren Tagen. Und dass noch die Enkelkinder dieses Mädchens Videos (oder was es dann gibt) werden schauen müssen mit Psychotricks gegen die plötzlich auftauchende, nicht steuerbare Angst, die sich vererbt und vererbt und vererbt auch noch im Frieden.

Wütend und hilflos bin ich.
Aber das hilft nun wirklich auch niemandem weiter.

Was hilft: dass mein Freund Michael mir letzte Woche diesen Satz gesagt hat:

Wir schaffen das, weil Gott es schafft.

Ich habe ihn auf einen Streifen Papier geschrieben und an die Wand gehängt, die ich von meinem Bett aus sehe. Wir schaffen das: die Welt nicht schrecklicher hinterlassen als wir sie vorfanden, sondern freier und heiler. Weil Gott es schafft. Sie hat es versprochen. Amen.

 

Wochenaufgabe:

Sätze sagen, die helfen.

Und sich welche sagen lassen.