Ökumenischer Kirchentag in Mariupol?!
Was wäre, wenn wir alle gleichzeitig Urlaub in Mariupol (Ukraine) machen würden?
Von Urlaub in Verbindung mit der Ukraine zu sprechen, klingt geschmacklos?

Was ich mir einbilde fragen Sie sich? Immerhin ist das ein Kriegsgebiet und kein Urlaubsort, für Familien die an gestellten Jochen-Schweizer-Herausforderungen zusammenwachsen können. Okay, vielleicht lassen wir die Kinder lieber zu Hause und machen eher einen Betriebsausflug der kirchlichen Mitarbeitenden dorthin oder wie wäre es mit einen Ökumenischen Kirchentag in Mariupol?

 

Laut GoogleMaps, hält die Anreise dorthin auch keine größeren Probleme bereit: Es wird zwar vor der Durchfahrt in Polen gewarnt (why?), auch müssten wir mit Mautgebühren rechnen, aber keine Staugefahr oder Wegsperrungen sind zu erwarten. Die zu fahrende Zeit wird in grün angezeigt, sprich: Freie Fahrt!

Mir ist bewusst, dass meine Worte alle sehr zynisch, auf grausame Weise spöttisch klingen. Doch ist das eben meine Art mit den Bildern und der Berichterstattung aus der Ukraine umzugehen. Es hilft mir nicht, mich über mein Entsetzen mit anderen auszutauschen; dadurch allein kann ich meine Wut, meine Trauer und mein Mitgefühl einfach nicht abführen, bzw. loswerden.

Schon klar, eine Reise nach Mariupol käme einem Himmelfahrtskommando gleich, aber was mir mit meiner Weganfrage bei GoogleMaps auch deutlich wurde: Im Grunde fühle ich, dass ich mitkämpfen müsste. Denn eine mir vollkommen fremde Nation verliert alles, weil Putin im Grunde nur einen persönlichen Feldzug gegen unsere „westlichen Werte“ führt. Was für ein Karfreitagsszenario: Menschen bezahlen mit ihrem Leben, für meine Überzeugungen! Das will ich nicht verleugnen und doch fühlt es sich so an, weil es mir gut geht und mir an nichts fehlt.

Ich bin zu feige allein nach Mariupol zu fahren, auch wenn GoogleMaps keine Gefahr anzeigt. Aber mir hilft schon der Gedanke und der Traum daran, wie wir uns alle zum ökumenischen Kirchentag am 22. April – 24. April (orthodoxes Osterfest 2022) in der Theater-Ruine von Mariupol versammeln, um „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ zu singen.