Es gibt Dinge, die kommen von Gott. Zumindest sind sich da alle einig:
„Bei jedem neugeborenen Kind käme man Gott auf die Spur“ hat schon Martin Luther gesagt. Und bei der Liebe sind sich auch immer alle einig, dass die ihren Ursprung in Gott hat.
Alles gar keine Frage: Gott macht diese schönen und großen Dinge.
Aber in der letzten Zeit, vermutlich auch der Pandemie geschuldet, sehe ich viel mehr hässliche Dinge. Und nein, ich frag mich nicht mehr, warum Gott die zulässt, denn ich meine nicht den Krebs oder das große Zugunglück. Ich meine die vielen, kleinen, hässlichen Alltagsdinge. Den Hundehaufen, der abgesplitterte und blau unterlaufene Zehennagel, die Haare aus dem Abflussrohr oder die kaputt getretene FFP2-Maske im Rinnstein.
Bei schönen Dingen sind wir darauf gepolt, von Gott zu reden, ihn zu erkennen oder ihm auf die Spur zu kommen, aber was ist mit diesen hässlichen Dingen? Ich sehe einfach so viele davon. Also einfach die hässlichen Dinge, die uns so umgeben.
Bei hässlichen Dingen wurde ich allerhöchstens mal aufgefordert, in ihnen trotzdem noch das Schöne zu suchen. Meine Generation kennt zum Beispiel die Plastiktüte aus dem goßen amerikanischen Film „American Beauty“ die so große Faszination auslöst, einfach weil der Wind sie emporsteigen lässt und mit ihr spielt. Immer wieder wird sie, die einfach nur Müll ist, vom Boden gelöst und sie tanzt regelrecht einen Tanz mit dem Wind vor einer Mauer. Müll, der tanzt, welch eine Schönheit.
Welch ein Blödsinn, denke ich heute. Einige Dinge sind hässlich und ich bin zu müde, sie mir schön zu reden. Es gibt Narben an Körpern, die einfach hässlich sind und in denen ich niemals Stärke und Kraft und eine wunderbare Geschichte erkennen werde.
Manches ist einfach hässlich und ich frage mich, weshalb ich meinem Kind dann nicht sagen kann, dass das auch von Gott kommt. Ich krieg das nicht über die Lippen, zumindest bisher nicht. Ich will es aber gerne trainieren. Jeden Tag drei hässliche Dinge sehen und dann „Hallo Gott“ sagen. Wer weiß, was dann passiert, mit mir und der Welt und dem vielen, was ich so hässlich finde.