dass, wenn man an einem solchen Transporter vorbeifährt und zufällig die Eine millionste-Überholerin ist, dass dann Konfetti-Kanonen starten, Musik ertönt und man dann aus dem Verkehr herausgeholt wird, weil man sich dann zur Krönung eines der Autos vom Transporter aussuchen und behalten darf, egal welches! Das habe ich mir als Kind immer vorgestellt und immer, wenn wir an einem solchen Transporter vorbeifuhren, kribbelte es in mir, ob das wohl wirklich passieren würde.
Und, wenn ich ganz ehrlich bin: Es hat nicht nur damals in mir gekribbelt, das Transporter-Kribbeln habe ich noch heute. Da ist dieser tiefe Wunsch, dass mir einfach so etwas unglaublich Gutes passiert, nur weil ich gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und ohne, dass ich etwas dafür getan habe. Wie sehnsüchtig habe ich als Kind dem Transporter nach dem Überholen hinterhergesehen, wenn wieder und wieder kein Konfetti auf das Autodach meiner Eltern rieselte. Wenn ich heute am Ende des Überholvorgangs in den Rückspiegel blicke, dann sehe ich nicht mehr nur den Transporter, sondern auch mein erwachsenes Ich.
Und mein erwachsenes Ich reflektiert und ist realistisch und gibt sich natürlich keinen absurden Träumen hin. Ich habe gelernt, dass man sein Glück selber beim Schopfe packen, seine Eisen heiß schmieden muss und sich Leistung lohnt. Wäre da nicht weiterhin diese große Sehnsucht danach, dass mir einfach so etwas richtig Großes passiert, obwohl ich nichts dafür getan habe, könnten mir die Transporter auf den Autobahnen reichlich egal sein. Sie sind mir aber nunmal nicht egal.
Ich will, dass mir das passiert. Zumindest so in der Art, es muss nicht unbedingt ein Auto sein, das ich gewinne. Ich habe als Erwachsene nämlich die Erfahrung gemacht, dass die allerschönsten Dinge in meinem Leben die sind, die mir einfach so passiert sind, ohne dass ich es verdient hätte: All das Kitschige, was mit Liebe zu tun hat, aber auch mein Glaube. In der Bibel heißt es in Bezug auf den Glauben: „Das verdankt ihr nicht eurer eigenen Kraft, sondern es ist ein Geschenk Gottes.“ (Eph 2,8b) Und das bedeutet doch wohl, dass schon Gott es in uns Menschen angelegt hat, dass wir die größten Dinge ohne eigenes Tun erreichen. Vielleicht konnte deshalb auch tatsächlich jeder Mensch, dem ich bisher jemals von meiner Auto-Transporter-Phantasie erzählt habe, eine eigene Geschichte dazu erzählen. Eine redete davon, dass sie sich vorstellt, einen Zebrastreifen in genau dem Takt der Musik zu überqueren, die in dem Radio des vor dem Zebrastreifen haltenden Autos läuft, in dem eine großzügige Milliardärin sitzt. Klingt fast skurril. Aber ja, uns hat ja wohl Gott so gemacht. Es war auch Gott, der uns zuerst etwas richtig Gutes einfach so geschenkt hat. Ganz sicher heißt das, wir müssen uns keine dieser Sehnsüchte wegrationalisieren.