Spiritus-Blog
"Taufboom" rockt!
In meinem Kalender wird es langsam eng: Durch die Corona-Pandemie wurden im Kalenderjahr 2020 so viele Taufen verschoben und diese werden nun nachgeholt!

Die Tauffamilien hätten 2020 im Anschluss an den Gottesdienst nur mit einer eingeschränkten Gästeliste oder gar nicht feiern können. Im Gottesdienst selber musste auf Gesang verzichtet werden und in der ersten Zeit durften die Pastor*innen beim Taufen die Täuflinge gar nicht berühren und mussten das den Eltern überlassen. Auch war Maskenpflicht über den ganzen Gottesdienst angesagt, jetzt darf man wenigstens mal ein Foto ohne machen. Verständlich, dass da viele Taufen verschoben worden sind.

Aber jetzt werden eben diese Taufen aus dem Jahr 2020 nachgeholt und die aktuellen Taufen von 2021 wollen auch durchgeführt werden. Es ist ein richtiger „Taufboom“ ausgebrochen. Mit ist auch bewusst, dass die Annahme, es seien jetzt mehr Taufen, trügerisch ist: Es sind nicht mehr Taufen. Auch wenn ich an jedem Wochenende zwei habe.  Es hat sich halt etwas angestaut. Dennoch: Es fühlt sich so schön an, so hoffnungsbringend, wenn die Mitglieder mir wegen der Taufe die Bude einrennen und teilweise schon vor der Geburt des Kindes Tauftermine vereinbaren wollen. Fast scheint es so, als sei mein Taufstein so begehrt wie einer der wenigen KiTa-Plätze.  

Das jetzt zu erleben, nach all dem Verzicht ist ein gutes Gefühl. Für mich, aber auch für die ganze Gemeinde. Da stehen glückliche Eltern, die noch gar keinen Platz für ihre Freude und Dankbarkeit hatten. Menschen, die eine Schwangerschaft unter Pandemiebedingungen erlebt haben, Ängste hatten, sich manchmal vollkommen allein fühlten. Und die holen jetzt das Schönste nach: Gott danke zu sagen. „Und wanderte ich im finsteren Tal…“

Vieles ist einfach ausgefallen, als sei das Leben tatsächlich auf Eis gelegt worden und unwiederbringlich vorbei. Die Jubelhochzeiten werden hier zumindest nicht nachgeholt, oft geht das auch nicht, weil dann doch eine Person aus der Ehe ein Jahr später nicht mehr ganz fit ist. Die Zeit schreitet eben voran, es gibt keinen Stillstand. Gut, dass dann jetzt mal Taufstress ist, sonst hofft so ein Pfarrbüroteam immer eher, dass nicht noch die dritte oder gar vierte Beerdigung die Woche reinkommt. Jetzt ist das anders. Jeder Anruf kann auch freudig sein. „…fürchte ich kein Unglück.“

Mich beflügelt und motiviert der „Taufboom“ dieser Wochen sehr. Fast hoffe ich darauf, dass doch noch ein Geburtenhoch aus dem ersten Lockdown und der manchmal langweiligen ersten Stay-at-Home-Phase käme. Man hatte damals ja nicht so viel zu tun. Leider gibt es bereits erste Hochrechnungen für Deutschland: Trotz aller lustigen Sprüche aus der Zeit, scheint der erste Lockdown keine Auswirkungen auf das Paarungsverhalten gehabt zu haben. Das bedeutet jetzt: Ankommen und genießen. Und bissel Hoffnung bleibt ja, ob der zweite Lockdown vielleicht etwas gebracht hat.