Ein Sommer, in dem ich alles tun und lassen konnte und der das Salz der Pommes an meinen Fingern mit Chlorwasser abgespült hat.
Das waren Sommer, in denen die Kirchenglocken nicht zählten, wenn sie um 18:00 Uhr riefen, denn im Sommer war das nicht der Ruf, um nach Hause zu kommen. In diesen Sommern blieb ich, bis es dunkel wurde bei den aufregendsten Menschen der Welt. Und wir erlebten Abenteuer und schnitzten ein geheimes Zeichen in den Pfahl der Bushaltestelle und rannten weg, wenn jemand um die Ecke kam, auch dann, wenn wir gar nichts getan haben. Einfach weil das Rennen wichtig war und uns zeigte, wie schnell wir sind und damit auch mächtig und fähig zu allem.
Ich will diese Sommer zurück, diese richtigen Sommer, in denen meine Haut dann abends unter der Bettdecke kribbelte, von der Freude und dem leichten Sonnenbrand. Und ich einen Hunger hatte, den ich erst spürte, wenn ich zu Hause ankam. Und ich mich dann vor den Kühlschrank stellte und nichts darin gut genug war für diesen Tag und ich dann trotzdem alles aß. Weil ich so hungrig war und ein Brot manchmal ein Festessen ist. Ich will in den letzten Sommer zurück, in dem jeder Tag meiner Erinnerung so unglaublich ist, weil wir immer alle zusammen waren.
„Wann wird es mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war?“ Mit Freiheit und mit Lachen und mit Hunger nach mehr. Ich will diesen Sommer zurück! Einen unbeschwerten Sommer, einen mit Leichtigkeit und Abenteuern.
Er wird für mich nicht mehr wiederkommen, ich denke bereits vor dem Beginn der Sommerferien darüber nach, wie ich meine neuen Balkonmöbel winterfest mache, dass der Juli bald schon wieder vorbei ist und darauf Herbst und Winter folgen. Da hilft auch kein Kirscheis, es bleibt ein Spiritustext ohne Happy End.
Mein Kind erlebt gerade ihren ersten Sommer auf dieser Welt, für sie werde ich mir wieder Mühe geben. Gott um Gelassenheit bitten, wenn Sie in den kommenden Jahren später nach Hause kommt und möge er mir beistehen, wenn sie mit der Polizei nach Hause kommt, weil sie an die Bushaltestelle gemalt hat. Sie wird diesen Sommer kennenlernen, „wie er früher einmal war!“ und vielleicht blitzt da diese Freude meiner früheren Sommer gelegentlich wieder mit auf.