Bestattungsregeln
Seien Sie nicht so feige. Gehen Sie ihr Sterben zu Lebzeiten an. Das wäre echt tapfer. Alles andere ist Kneifen. Also regeln Sie Ihren Nachlass und sprechen Sie mit Ihren Lieben darüber. Feige sein können Sie anschließend.

Bestattungsregeln

1
Sprechen Sie mit Ihren Lieben über die Art Ihrer Bestattung. Bitte verfügen Sie nichts schriftlich-heimlich, nur weil Sie Fragen oder Einspruch fürchten oder sich für Lieblosigkeiten revanchieren wollen.

2
Sie können über Ihr Vermögen verfügen, aber nicht über die Gefühle Ihrer Lieben nach Ihrem Tod. Überlassen Sie daher die Umstände (Sarg, Urne, Feier, Ort usw)  Ihrer Bestattung auch denen, die um Sie trauern. Die möchten so feiern oder nicht feiern, wie sie es wollen. Sie können eine bestimmte Form nahelegen als Orientierung, aber eher mit der Haltung: ‚Macht es, wie ihr es für richtig haltet -  ihr lebt weiter.'

3
Manche verfügen Anonymität beim Grab. Begründung z.B. :  ‚Es soll billig sein.‘ oder ‚Ich will nicht zur Last fallen.‘ .Sie wissen nicht ohne Ihre Angehörigen, was für die eine Last ist. Manchmal ist man überrascht, wozu sie bereit sind - wenn man fragt. Nicht nur Christen sagen: der Name und ein Ort, wo ich diesen Namen aufsuchen kann, ist mir Trost.

4
Wenn Sie gestorben sind, kommt in der Regel irgendein Bestattungsunternehmen ins Haus. Wenn Sie das nicht wollen, müssen Sie sich zu Lebzeiten zusammen mit den Angehörigen umtun, wer kommen soll. Prinzipiell gibt es in Deutschland keinen Zwang, die Bestattung einem Unternehmen zu übertragen. Lediglich die Überführung ist aus hygienischen Gründen in einem geeigneten Fahrzeug vorgeschrieben, und - wenn Verbrennung, dann im Krematorium. Alles andere können die Hinterbliebenen selber machen, waschen, aufbahren, anziehen, den Sarg, die Urne eingraben usw.. Es gibt Unternehmen, die Sie dabei unterstützen, einiges selber zu tun. Die das nutzen, sind erstaunt über die befreiende Wirkung:  Sie konnten etwas tun für den toten Menschen.

5
Die Kirche in Ihrer Nähe kann ein sinnvoller Ort für eine Bestattungsfeier sein. Nutzen Sie sie. Das Unternehmen geht nicht davon aus, dass Sie das wollen, wenn Sie es nicht sagen. Die nehmen am liebsten Ihre bekannten Räume. Das ist praktisch für sie, aber Kirchen sind schöner und weder teurer noch geschlossen. Sprechen Sie rechtzeitig mit den Angehörigen und der Kirchengemeinde darüber.

6
Regeln Sie Ihren Nachlaß zu Lebzeiten und das möglichst gemeinsam mit denen, die es betrifft. Viele Familien zerfallen über einem Erbstreit. Sie können ein einfaches und gutes Werk tun, wenn Sie das vor Ihrem Tod angehen. Also morgen.

7
Über den Tod zu reden fällt vielen schwer. Wenn es Ihnen mulmig ist dabei, oder wenn Ihre Lieben abwinken, wenn Sie damit kommen -  holen sie jemanden dazu, der das ein wenig moderiert, die Pastorin oder einen integren Freund. Dann reißen sich alle zusammen, und Sie werden merken, wie sehr Ihr Leute Sie mögen. 
Wenn Sie wollen, dass Sie niemand liebt, dann vergraben Sie sich am besten schon zu Lebzeiten. 
Aber sie ahnen nicht, wer Sie vermisst. Sie merken es erst, wenn Sie über Ihren Tod anfangen zu reden. 
Ein einziger Mensch, der Sie mag und vermissen wird, reicht! Er rechtfertigt Ihre Mühe zu Lebzeiten ins Reine zu kommen.

8
Man kann 72 Stunden zuhause liegen ohne irgendeine Genehmigung. Das sind 3 Tage. Die können reichen, damit Menschen von Ihnen Abschied nehmen, die sonst nicht kommen könnten. In diesen Tagen geschieht mit Ihnen, dem Raum und den Leuten um Sie herum eine Menge. Bestatter*innen erzählen berührende Geschichten. Zb wie sich auch tote Leute verändern, noch einen Frieden finden im Gesicht, der erst nicht da war.
Furchtlose Angehörige können Ihnen die Leichenstarre aus den Armen und Händen herausmassieren. Dann liegen sie entspannt. Überhaupt kann man für Sie noch was tun, Essen machen für Besucher*innen, Reden, eine Kerze aufstellen, beten, singen, rumsitzen, dummes Zeug reden, darüber lachen, alte Alben angucken. 
Das alles verpassen Sie und Ihre Angehören, wenn Sie sich sofort in irgendeiner Ablage im Kühlhaus verstecken. 
Erwägen Sie (zusammen mit Ihren Leuten) zu Lebzeiten, ob eine Zeit des Abschiednehmens im Haus sinnig wäre. 

9
Du bist schön. Dein Name ist schön. Er ist eingeschrieben in Gottes Hand. Für immer. Du kannst also versuchen zu verschwinden, aber das wird Dir nicht gelingen. Weil du schön bist von Geburt an. Und weil Du Ansehen hast bei mindestens Einem, der dich ansieht.