Wir hingegen waren nur zu zweit, kamen mit dem Besitz, der auch in unsere 27m2 große Wohnung gepasst hat und die Anhäufung von Büchern ist uns seit jeher fremd.
Mittlerweile aber wohnen wir schon bald vier Jahre an einem Ort. Leben nicht mehr auf dem Sprung, haben ein erstes besitzanhäufendes Kind und mit diesem auch so zwei oder drei Kochbücher und Spielzeuge zusätzlich. Es wurde einfach immer mehr! Auf 27m2 passt das nicht mehr was wir haben. Vermutlich nicht mal mehr das, was mittlerweile im Keller steht, falls wir das nochmal brauchen sollten.
In dieser Fastenzeit habe ich mir deshalb vorgenommen, auszumisten: Jeden Sonntag einem Raum/Zimmer. Ich weiß nicht genau, ob das als Fasten bei meiner katholischen Schwiegermutter durchgehen würde, aber auf anderes kann ich nach einem Jahr Pandemie echt nicht verzichten. Der Flur (Invokavit) war schon dran, dann nahm ich mir das Wohnzimmer (Rogate) vor und es folgten der Hauswirtschaftsraum (Okuli), Ankleide- (Lätare) und das Schlafzimmer (Judika).
Zur Einstimmung habe ich mir immer auf YouTube ein Video zum Thema „Minimalismus“ angesehen. Diese boten mir meistens genügend Motivation anzufangen. In einem Video erzählte ein Familienvater, er besitze sieben schwarze Hemden, T-Shirts, Unterhosen, Socken usw. und für sein Baby hat er gerade sieben schwarze Bodys gekauft. So könne er die Kleidung der ganzen Familie gemeinsam waschen. Das war für mich freaky genug, um anzufangen: Haben oder Nicht-Haben wurde zur großen Frage! Ich begann auszumisten, schuf Platz und räumte nicht in den Keller, sondern zu Spendenstellen, in die Mülltonne und zu Freund:innen. Der Platz wurde tatsächlich mehr, es wurde leerer bei uns und irgendwie war dann mehr von mir da. Weil ich behalten hab, was so wirklich meins ist. Weniger Zeug ist irgendwie mehr Mensch. Das war schön. Ich bleibe dran und werde nächste Woche (Palmarum) die Küche ausmisten.
Dann ist es geschafft und ich habe in ein paar Jahren eine realistische Chance den spöttischen Blicken der Möbelpacker zu entkommen.