Mehr noch, erst wenn die ganze Wohnung in ein Weihnachtswunderland verwandelt wurde, kann der Advent beginnen. Da gehören Inneres und Äußeres untrennbar für mich zusammen.
Wenn mein goldenes Reh durch Tannengrün blitzt, dann kann ich kurz an anderes denken, als qn den Alkohol, der so viel zerstören kann. Wenn ich ein Lichtermeer an Kerzen entzünde, dann vergesse ich, was Hartz4 mit der Würde des Menschen anstellt und wenn mein Räuchermännchen seinen Weihrauch-Duft verströmt, fühle ich mich an irgendein Früher erinnert und wenn ich am Adventskranz eine weitere Kerze entzünde, dann wächst die Hoffnung, dass dieses Früher auch eine Zukunft hat.
All mein Dekorieren ist lebendige Sehnsucht, mein Adventskranz brennende Hoffnung. Und manchmal auch verzweifeltes Warten gegen jede Erfahrung. Einfach weil der Glanz mal stärker ist als Staub. Und so laufe ich auch mit großen Augen durch die Innenstädte und genieße jedes Licht.
Das mag man nicht verstehen, aber ich halte mich daran fest, wenigstens diese vier Wochen im Jahr auch sichtbar. Das hilft, wenn ich das Warten dann den Rest des Jahres aus dem Blick verliere. Wie nur kann jemand das spießig nennen? Diesen Wunsch danach, dass alles hell und heil wird?
In einem Jahr wie diesen wünsche ich mir, dass die Bedürfnisse anderer mehr gesehen werden. Sogar ich, als „Kirchenjahreszeit-Ganzgenaunehmerin“ konnte mich ausnahmsweise in diesem Jahr schon vor dem Ewigkeitssonntag über Lichterketten freuen. In der Hoffnung, dass dieses Licht anderen eine Freude macht. Denn es ist doch 2020, wir sind bedürftig und verletzlich. Vergesst das nicht. Lasst es leuchten - dieses Jahr erst Recht!