Mürbe

Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten. Und mich in dieser Welt.
In Corona-Woche 7.
Mich und meine Seele .

Meine Seele ist mürbe.
Bräuchte langsam mal eine Schulter für den Kopf, der zu ihr gehört.
Und: Mit jemandem mehr reden als Smalltalk  -  ohne Bildschirm dazwischen
Schön wäre außerdem: 1 Negroni, 1 Espresso, Sex - und alles drei nicht selbst gemacht

Was meine mürbe Seele dagegen überhaupt nicht braucht derzeit, die Welt aber leider im Überfluss hat:
Großintellektuelle, die in Großmedien das sagen, was sie immer schon sagten und sich außerdem nicht die Hände waschen wollen. Kleinintellektuelle, die auf Facebook sagen, was man ja kaum zu sagen wagt (es ist ungefähr das gleiche wie die Großintellektuellen).
Leute, für die eine Community-Maske aufsetzen ein ungefähr so unzumutbares Mammutprojekt zu sein scheint wie für mich, Karl Barths Kirchliche Dogmatik Band 1 bis 13 zu lesen. Planungen für „wenn wieder alles wie früher ist“. Zu wenig Wein, zu viele Gottesdienst-Diskussionen, unhaltbare Hygiene-Zustände im Lager Moria.

„Wenn deine Seele mürbe ist“, sagt Andrea, meine Komplizin in Überlebensfragen, „dann mach doch Mürbeteig.“

Und das mache ich. Zum ersten Mal. Mit: Mehl, 1 Ei, Butter (die danach leider fast aus ist und einkaufen werde ich erst nächste Woche wieder, aber ich habe ja noch Olivenöl und griechischen Joghurt, das geht vielleicht auch aufs Brot), Parmesan.

Erkenntnisse: Mürbeteig und meine Seele sehen erst so aus, als bestünden sie aus tausend Krümeln, aber dann halten sie doch zusammen - dafür brauchts nur eine Hand. Beide müssen ruhen an einem ruhigem Ort - im Kühlschrank oder im Sessel auf dem Balkon. Und brauchen dann Wärme. Beide sind auch salzig gut.

 


Wochenaufgabe also:

Bei mürber Seele mache Mürbeteig.

Sag zu Gott: Hier bin ich.