Ich werde seit diesem Telefonat den Gedanken nicht los, dass Menschen im Sterben liegen, Panik und Ängste ausstehen und niemanden bei sich haben. Das ist doch schrecklich, ich will so nicht sterben. Sterben die Menschen wirklich alleine? Bitte sagt mir, die Angehörigen dürfen in Schutzkleidung zu den Sterbenden! Sagt mir bitte, dass meine Frau dabei sein darf, sollte ich sterben. Sie muss immerhin meinen Rücken kraulen, so ist es seit Jahren zwischen uns vereinbart. Ich werde quasi sanft von dieser Welt verabschiedet. Das ist so festgeschrieben, als wäre es unser Ehevertrag und es ist ein Gedanke, der mich immer sehr getröstet hat. Doch jetzt könnte mir dieser Trost genommen sein. Und das gerade jetzt, während sich der Virus weiter ausbreitet und ich mit Asthma zur Risikogruppe gehöre.
Gibt es denn schon Pastor*innen, Diakon*innen, Kirchenmenschen, die Corona durchlebt und überstanden haben und die jetzt immun sind? Die sich im Notfall an mein Bett setzen könnten, ohne sich in Gefahr zu begeben. Läuft das so? Funktioniert mein Gedanke? Ich bin Pastor*in, keine Medizinerin, keine Ahnung ob mein Plan naiv ist, aber ich will einfach nicht alleine sterben. Und ich will nicht, dass andere alleine sterben.
Ist wenigstens Gott dann bei mir? „Klar!“ höre ich uns sagen, aber in meinen Ohren klingen nur die Worte Jesu am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“