Wir alle zücken unsere Handys, machen die Taschenlampenfunktion an und halten es hoch. Es wird auf einmal strahlend hell. Jeder hier steht im Rampenlicht, es wirkt, als sei eine Flutlichtanlage angegangen. Der ganze Konzertplatz ist lichtdurchströmt und ich bin fasziniert: Mit diesem Strahlen habe ich nicht gerechnet. Es ist so unglaublich hell.
Ich mache also meine eigene Taschenlampe aus und versuche ein Foto von diesem Licht zu machen. Ein ganzes Lied habe ich schließlich Zeit, diese Stimmung einzufangen. Ich machte Fotos und auch Videos. Doch irgendwie sind die langweilig, unspektakulär. Das Licht, das Strahlen, es fehlt ihnen.
Auch im Internet finde ich keine zufriedenstellende Aufnahme. Zumal man bei dem Begriff „Handyhimmel“ bei Google eher auf das neue Iphone verwiesen wird. Das zu haben, bedeutet wohl, im „Handyhimmel“ zu sein. Auch unter #handyhimmel bei Instagram lässt sich kaum etwas finden. Dieses Erlebnis, lässt sich wohl von niemandem einfangen.
Und nun ich stehe da, auf diesem Konzert, um mich herum, dieses Licht und bemerke, wie es langsam wieder dunkel wird. Das Lied, das altvertraute, das Lied, das ich mitsingen kann, seit ich elf Jahre alt bin, ist schon zu Ende, doch ich habe keine Zeile mitgesungen.
Ich habe nicht eine einzige Zeile mitgesungen. Was haben sie überhaupt gespielt, „Abenteuerland“ oder „Graues Haar“? Es war eines der Lieder, weshalb alle hier sind. Ein Lied, um das Leben zu spüren. Ein Lied, das vom Leben singt. Das mich packte, als ich es das erste Mal hörte.
Und ich würde es wieder tun. Wenn ich das nächste Mal dem Himmel so nahe bin, werde ich wieder versuchen, ihn einzufangen, ihn aufzunehmen. Ich werde wieder versuchen, davon Bilder zu machen, die ich mir ansehen kann. Der Himmel ist es wert, mal was zu verpassen.