Mir! Im Juni!
Servus, Dortmund! Servus, Kirchentag! Servus, alle miteinander. Ihr habt euch wieder einmal selbst übertroffen! Gottes geliebte Gurkentruppe (welch famose Wortschöpfung von Sandra Bils!) ist hoffentlich wohlbehalten wieder zu Hause angekommen ... Vergelt's Gott für alles!
Und nun? War’s das jetzt mit dem Vertrauen?
Was für ein Vertrauen?
Ein großes, gewaltiges! Ein kleines, feines. Keins ...
Gar keins?
Gott war im Ruhrgebiet, keine Frage - fünf dichte Tage lang. Vom Eröffnungsgottesdienst bis zum Abschluss im Fußball-Stadion. Bei ungezählten Veranstaltungen, den kleinen wie den großen. Bei Bibelarbeiten und Podien; beim Singen und Beten. Und - erst recht und unvergessen - beim Trauermarsch für die Toten im Mittelmeer, als es ganz still wurde in der Stadt ...
Gott war bei den Pfadfinderinnen und Helfern, bei Prominenten und Unbekannten. Bei den Profis und den Laien. Bei Jung und Alt. Von morgens bis abends. Und auch in der Nacht ...
Der Kirchentag ist vorüber. Die Freude. Der Segen. Das Glück. Die Tage werden wieder kürzer, die Nächte länger.
Und ausgerechnet da heißt es in der Losung: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,10)
Es ist Hiob, der das fragt. Es ist die Stelle, an der der HERR zum Satan spricht: „Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!“ An der der Satan hinausgeht „vom Angesicht des HERRN“ und Hiob „mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel“ schlägt. Und Hiobs Frau entsetzt fragt: „Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!“ Und Hiob antwortet: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,6-10)
Das Böse annehmen?
Was ist das für ein Vertrauen? Was mutet Gott Hiob zu? Was traut er ihm zu?
Was traut er uns zu?
Was ... mir ... ?
Der Juni ist immer so ein Monat. Wenn da einer stirbt, ist das Grab voll bunter Sommerblumen. So reich und farbenprächtig, so schön und unverdächtig. Und lebensfroh! Als riefen sie: „Tod! Wo ist dein Stachel?!“
Dieses Jahr fiel mir eine kleine Prosa dazu ein. Ich hörte Musik, das Requiem von Mansurian … und schrieb „des knaben himmelfahrt“:
„guten abend / gute nacht / von tränen bewacht / mit rosen bedeckt / schlupf nun unter die deck // morgen früh / da gott will / wirst du nicht mehr geweckt / morgen früh / wenn gott will / wirst du endlich entdeckt
guten morgen / habe acht / bist von engeln bewacht / sie zeigten im traum / dir der himmelfahrt raum // bleib nun selig / schlafe ewig / schau ins traum-paradies / schlaf nun selig / schlafe süß / geh in sein paradies“
Schwer war mir zumute. Und traurig. Doch am Ende, beim Gedanken an sein Paradies … da herrschte auf einmal seltsamer Frieden in mir … Und ich weiß nicht warum ... Ich weiß nicht, wieso mir dieser Schluss eingefallen ist. Ich weiß nicht, wie ich darauf kam. Das Wort war plötzlich einfach da: sein Paradies.
Ich glaub, das lag an Gott. Ich glaub, er wollte einfach nicht, dass ich traurig bin.
Das hat er mir zugetraut. ... Mir! Im Juni!
Was für ein Vertrauen ...