Es mag ja viele Arten von Glauben geben. Und mindestens so viele Gründe, warum ICH nicht waldreligiös bin! Einer davon, der Hauptgrund: Kleine Krabbeltiere, vor allem Spinnen. Da reicht schon eine einzelne in meiner Wohnung. Drei volle Tage bibbere ich, ob der Staubsauger wirklich als Gewinner aus diesem Duell hervorgeht. Im Wald ist das Ganze noch mal viel dramatischer. Da bin ich eindeutig „Waldatheistin“. Da ist für mich eher mehr Teufel, weniger Gott.
Meine Arachnophobie ist nicht erklärbar! Ich weiß ziemlich genau, dass die vielen Geschichten, bei denen jemand von einer mindestens tellergroßen Spinne gebissen wurde und sofort tot umfiel, nicht stimmen.
- Es gibt sogar Forschungen, nach denen 80 bis sogar 100 Prozent der vermeintlichen Spinnenbisse Fehldiagnosen sind, die nur darauf beruhen, dass eine Spinne in der Nähe gesehen wurde.
- In British Columbia werden jährlich Dutzende Camper auf "Loxoscelismus" behandelt, obwohl es in ganz Kanada keine Loxosceles-Spinnen gibt.
Das beides weiß ich!
Das weiß mein Kopf und den braucht diese Angst in meinem Bauch manchmal: Etwas, das ich mir sagen kann, wenn die acht Beine und dieser haarige schwarze Körper vor meinem inneren Auge auftauchen. Manchmal brauche ich dann ein gutes und vernünftiges Wort, ganz sachlich. Nicht als Angstlöscher, eher als Angstzaun. Damit ich nicht völlig durchdrehe, wenn sich eines dieser Tiere zu nähern droht. Ein paar Fakten, die vom Kopf aus den Bauch beruhigen. Manchmal klappt das. Auch wenn ich wirklich, wirklich niemals waldreligiös werde.
Mit Gott ist das fast ebenso. Manchmal will mein Bauch da nicht so recht hin fühlen. Manchmal will er sich verkrampfen, rumoren oder wütend sein. Dann hilft ein gutes, ein vernünftiges Wort: Vom Kopf für den Bauch. Damit verschwinden meine Zweifel nicht, aber ich habe etwas, woran ich mich festhalten kann, wenn das Bauchgefühl mal wieder sagt, es gäbe Loxosceles-Spinnen.
Dieses Wort, das mir hilft, im Glauben und auch im Leben, finde ich persönlich nicht im Wald.