Stürmisch ist die See, und die Bordgemeinde ist etwas kleiner an diesem Morgen, der wie an fast jedem Tag mit einer Andacht beginnt. Am Nachmittag feiern wir einen Abschiedsgottesdienst. Pfarrerin Margot Käßmann und Monsignore Stephan Wahl teilen sich in die Aufgaben: Sie predigt über Reformation und Musik anhand des Liedes "Ein feste Burg", das wir neu als Glaubens-Vergewisserung statt als Spaltungs-Lied verstehen lernen, und zitiert Luther: "Wer singt, betet zweifach." Er übersetzt die "Sieben Werke der Barmherzigkeit" nach Matthäus 25, 34-46 in poetischer Sprache neu und schließt mit dem wunderbaren Satz: "Die Liebe war noch nie vernünftig."
Die ökumenische Geschwisterlichkeit, die sich eben auch an dem gelungenen Zusammenspiel unserer beiden geistlichen Begleiter zeigt, ist sicher eine der herausragenden Erfahrungen dieser an Erlebnissen nun nicht gerade spärlichen Reise.
Der theologische Leiter und Geschäftsführer von "Biblische Reisen", Dr. Georg Röwekamp, zeichnet diese Erfahrung als Wegmarke in die Zukunft: In seinem Vortrag "Reform und Reformation, oder: Reformation als ökumenische Herausforderung" schildert er die Geschichte des Christentums als eine Reformationsgeschichte seit Beginn. In diesem Verständnis schielt man nicht auf die Abgrenzungen - das Christentum vom Judentum, die Protestanten von den Katholiken -, sondern schaut eher auf die Gemeinsamkeiten, im Vorgeschmack der "versöhnten Verschiedenheit".
Übrigens: Als 1962 die erste "biblische Reise" unternommen wurde, hieß es im Teilnehmerverzeichnis: "17 Priester, 3 Laien, 2 Damen". Mittlerweile ist "Biblische Reisen" auch gesellschaftsrechtlich ein ökumenisches Unternehmen.
Gegen Abend schaukelte unser Schiff dann glücklicherweise deutlich weniger, so dass das abschließende Gala-Abendessen (ja, doch Traumschiff! :-)) teils blass, aber doch wohl annähernd vollzählig eingenommen wurde. Ebenso wie die Abschiedspräsentation des Teams, bei der sich ungeahnte satirisch-humoristische Talente der "Experten" präsentierten, in einem Abschlussquiz, das wohl zu jeder Reise dazugehört, wie mir manche mehrfach Kreuzfahrende erzählte.