"Gescheiterte Reformation", so fasste unser Reiseleiter Professor Dr. Müller das Kreuzfahrt-Thema für Belgien zusammen. Ein mehrstündiger Stadtspaziergang mit dem local guide führte uns durch die mit Textilhandel und -verarbeitung einst reich gewordene Stadt. Wir erfahren, dass von Brügge mehrere Kreuzzüge ausgingen, was wiederum die Beginenbewegung begründete. Selbstbewusste verwitwete Bürgerinnen schafften sich eigene Wohn- und Arbeitsstätten. Als vor eineinhalb Jahren die letzte Begine Brügges 97jährig starb, ging damit eine 800jährige Tradition zu Ende. Wie gut zu wissen, dass diese Bewegung an anderen Orten sich neu bildet, beispielsweise im Berliner Stadtteil Kreuzberg!
Es beeindruckt uns auch, wie kleine Häuser für die Armen mitten in die Stadt gebaut wurden, ebenso wie das St. Johannes-Hospital von 1128. Wir sehen die Heilig-Blut-Basilika mit einer der bedeutendsten Reliquie Europas, das Rathaus, den Grote Markt, den Provinciaal Hof, den Brügger Belfried, das Rathaus, die St.-Salvator-Kathedrale, die Liebfrauenkirche mit der Brügger Madonna von Michelangelo und den Haalve Mann - die älteste Stadtbrauerei Brügges (1546). Wir schlendern durchs ehemalige Rotlichtviertel und hören auch den ein oder anderen schlechten Chauvi-Witz.
Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt. Brügge richtet die derzeitige Triennale aus, zu der unter anderem eine Lichtinstallation und Meditations-Baumhäuser von Tadashi Kawamata zu sehen sind.
Konsum kontra Kultur: Am letzten Tag statten wir uns nach ausgiebigem Nachmittags-Bummel mit besten belgischen Pralinen aus und sind froh, dass wir vor Regenbeginn unser Schiff erreichen.